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Algorithmische Arbeitssteuerung und marktorientiertes Migrationsregime. Eine verkannte Wahlverwandtschaft

. WSI-Mitteilungen, 76 (2): 103--111 (2023)
DOI: 10.5771/0342-300x-2023-2-103

Abstract

Die Digitalisierung verringert die Nachfrage nach manueller „Einfacharbeit“ bislang nicht. Anstelle einer Substitution kommt es zu einer Einbindung und Rationalisierung von „Einfacharbeit“ mittels Technologien algorithmischer Arbeitssteuerung. Der Beitrag zeigt auf, dass aufgrund einer spezifischen Wechselwirkung von deutschem Migrationsregime und algorithmischer Arbeitssteuerung der Anteil migrantischer Beschäftigter in dieser Art von Tätigkeiten besonders hoch ist. Das marktorientierte Migrationsregime führt zu einer differenziellen Inklusion, die bestimmte Migrant*innen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse zwingt. Die algorithmische Arbeitssteuerung vereinfacht den Arbeitsprozess, überwindet Sprachbarrieren und macht so die Integration migrantischer Beschäftigter in Bereichen möglich, in denen dies vormals nicht der Fall war. Diese Wechselwirkung trägt zu einer neuen Form der Unterschichtung bei, ruft allerdings auch – wesentlich in informellen Bahnen verlaufende – Widerstände hervor. Der Autor rekonstruiert diese Prozesse auf Grundlage von Interviews und teilnehmenden Beobachtungen in Unternehmen der „Industrie 4.0“ und der Plattformlogistik.

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