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Ein Vergleich jüdischer, christlicher und gnostischer Apokalyptik

. page 751-768. Tübingen, Mohr, (1983)Proceedings of the International Colloquium on Apocalypticism, Uppsala, August 12–17, 1979. 2nd ed., enlarged by suppl. bibliogr..

Abstract

Ein hochinteressanter Artikel. Kippenberg vergleicht jüdische, christliche und gnostische Apokalyptik, indem er die unterschiedliche Verarbeitung der Krisenerfahrung des Jüdischen Krieges und der Zerstörung des Zweiten Tempels in den jeweiligen Schriften gegenüberstellt: – Die christliche Interpretation findet sich in Mk 13 und der Johannesoffenbarung. Diese Texte deuten die Zerstörung des Tempels als Vorzeichen der Parusie Christi und fordern zum Bruch mit der im Tempelkult symbolisierten alten Ordnung auf. – Jüdische Apokalypsen aus der Zeit nach 70 n. Chr. (syrBar und 4 Esra) sehen die Zerstörung des Tempels und die Unterbrechung des Kults als vorübergehend an und fordern dazu auf, unbeirrt an der Tradition der Väter festzuhalten. – In gnostischen Texten wie der Jakobus-Apokalypse wird die Tempelzerstörung dagegen als endgültige Krise einer falschen Hoffnung verstanden. Sie fordern zu einer Verneinung jeglicher Form „welterhaltender Institutionen“ auf. Für Kippenberg stellt die Gnostik die revolutionärste Form der Verarbeitung dieser Krise dar: Während die jüdische Apokalyptik im Grunde konservativ bleibt und die christlichen Gemeinden sich wegen der nahen Parusie mit ungerechten Lebensverhältnissen wie Sklaverei und Sexismus als Provisorien abfinden („innerweltliche Askese“), wird die negative Weltsicht in der Gnostik radikalisiert, indem die Krise als Krise aller innerweltlichen Institutionen aufgefasst wird und diese dem entsprechend abgelehnt werden.

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