Ost- und Westdeutschland in der Corona-Krise: Nachwendegeneration im Osten erweist sich als resilient.
DIW Wochenbericht, (September 2020)Abstract
Bei der Lebenszufriedenheit hätten sich Ost- und Westdeutsche seit der Wiedervereinigung deutlich angenähert, wenn auch die in Ostdeutschland lebenden Menschen weiterhin weniger zufrieden seien, als die in Westdeutschland. Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise könnte diese Annäherung nun umkehren. Untersuchungen auf Basis der SOEP-CoV-Befragung zeigten aber, dass dies nicht der Fall sei, gleichwohl aber Unterschiede in den Reaktionen zu beobachten wären. So sei die Einsamkeit und die depressive Gestimmtheit bei den im Osten lebenden Menschen im April mit Beginn der Eindämmungsmaßnahmen zwar signifikant stärker angestiegen als bei den im Westen lebenden Menschen, sei dafür aber mit den Lockerungen auch schneller wieder gesunken. Differenziertere Analysen zeigten zudem, dass die psychische Verfasstheit auch mit Faktoren wie Einkommen, Geschlecht und Alter zusammenhänge. Im Osten lebende Frauen seien stärker psychisch in Mitleidenschaft gezogen als Männer und Frauen in Westdeutschland. Dafür erweise sich aber die junge, im Osten lebende Generation der unter 35-Jährigen als psychisch krisenfester als ihre Altersgenossen im Westen und insbesondere ältere Generationen im Osten.