Abstract

Der Beitrag bespricht verschiedene internationale Neuerscheinungen zur Diskursanalyse in der Tradition Michel FOUCAULTs. Diese wird innerhalb des weiteren Feldes der discourse analysis abgegrenzt und ihre sozialwissenschaftliche Relevanz hervorgehoben. Argumentiert wird, dass sich in der deutschen Sozialwissenschaft unter der Bezeichnung "Diskursanalyse" vorwiegend theoretische Arbeiten oder empirische Untersuchungen ohne ausgewiesene Methodologie finden. Erst seit den 1990er Jahren wird die Erarbeitung empirischer Methodologien für eine sozialwissenschaftliche Diskursforschung intensiviert. In Frankreich ist die empirische Diskursanalyse dagegen mit den Arbeiten des Diskursforschers Michel PÊCHEUX seit Ende der 1960er Jahre empirisch orientiert und wird dort intensiv epistemologisch reflektiert. In Frankreich hat er an die Theorie FOUCAULTs angeschlossen und man kann seitdem von einer an FOUCAULT anschließenden Französischen Diskursanalyse (FDA) sprechen. Die Besprechung skizziert den Stand dieser methodologischen Umsetzung der FOUCAULTschen Diskurstheorie zu einer Diskursforschung als einer neuen Methodologie der qualitativen Sozialforschung. Es erfolgt dabei jeweils eine kritische Bewertung der Linguistik für die sozialwissenschaftliche Diskursanalyse, thematisiert werden Rezeptionsprobleme der FDA und die Besprechung vergleicht die Situation der sozialwissenschaftlichen Diskursanalyse in Deutschland mit der der FDA in Frankreich. Der erste besprochene Titel ist eine britische Monographie von Glyn WILLIAMS zur französischen Entwicklung der Diskursanalyse im Kontext von Strukturalismus und Poststrukturalismus. Das Buch von Williams ist für die deutsche Rezeption der Diskursanalyse von PÊCHEUX wegweisend. Es ist insgesamt die bislang gründlichste Aufarbeitung der französischen Diskursanalyse. Es folgt ein neues Handbuch zur sozialwissenschaftlichen Diskursanalyse (herausgegeben von KELLER, HIRSELAND, SCHNEIDER & VIEHÖFER), welches Beiträge zur Diskurstheorie und Diskursanalyse von den einflussreichsten sozialwissenschaftlichen Diskursforschern in Deutschland beinhaltet. Das Handbuch repräsentiert den Stand der Diskursforschung. Es werden dann einige ausgewählte Artikel aus einem interdisziplinären Band zur Diskurstheorie besprochen, die sich eher auf diskurstheoretische Konzeptionen beziehen, weniger auf die diskursanalytische Methodologie. Ein gerade in Frankreich von CHARAUDEAU und MAINGUENEAU herausgegebenes und sehr verständlich geschriebenes Wörterbuch zur Diskursanalyse wird vorgestellt. Es präsentiert den Stand (vorwiegend) der FDA und ist auch für die deutsche Diskursforschung sehr nützlich. Abschließend wird die jüngste Einführung in die Diskursforschung von KELLER besprochen, die nicht nur für Anfänger in diesem Feld eine sehr wertvolle Orientierungshilfe sein wird, sondern auch einen systematischen Überblick über das aktuelle Feld vermittelt und Wege für weitere Diskursforschung aufzeigt.

Links and resources

Tags