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Journalismus in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme. Symposium zu Ehren von Heinz Pürer.

. (Oktober 2007)Weischenberg ist Journalist sowie Kommunikations- und Medienwissenschaftler.

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Aus seinen Studien zieht Weischenberg folgende Schlussfolgerungen: „- dass quantitative Reduzierungen (von Personal und Ressourcen) den deutschen Journalismus direkt in Qualitätsprobleme stürzen; - dass partiell eine Deprofessionalisierung des Journalismus abläuft, die den Beruf dysfunktional verändern kann; - dass die qualitative Differenzierung kaum noch generelle Aussagen über Medien und Journalismus und deren Leistungen zulässt; - dass es einerseits eine durchaus stabile Berufskultur gibt, andererseits aber eine problematische Orientierung an der Stromlinie, welche die Kontroll- und Kritikfunktion einschränkt;“ „All diese Befunde führen in meinen Augen zumindest mittelfristig zu der Konsequenz, dass Qualitätsjournalismus, den ich für ein Kulturgut halte, auf Dauer zum Subventionsfall werden wird…Qualität ist hier – nimmt man alles in allem – unter den ökonomischen Bedingungen der „Mediengesellschaft“ nicht marktgängig.“ (WEISCHENBERG 2007, S. 7). WICHTIGE ZITATE: „Der Erfolg des Journalismus beim Publikum basierte lange Zeit auf einer idealistischen Illusion: Dass er letztlich doch kein Geschäft ist, sondern von edlen Menschen betrieben wird"(WEISCHENBERG 2007, S. 1). Der Grundwiderspruch zwischen gesellschaftlichem Auftrag der Medien und ihrer Wirtschaftlichkeit wird durch das Ethos der Verantwortlichen immer wieder aufgelöst, lautete die frohe Botschaft. Doch im Zeitalter der Globalisierung ist es mit dieser Idylle vorbei. Die „Weltgesellschaft“ unterwirft auch den Journalismus den Regeln ökonomischer Effizienz…Billigjournalismus…– ein Sieg der Wirtschaftlichkeit über den Anspruch“ WEISCHENBERG 2007, S. 2). „Die Gefahr des „Billigjournalismus“ existiert in der Bundesrepublik im Bereich der Regionalzeitungen schon seit Jahren…Medienbetriebe demontieren ihre Redaktionen und umschmeicheln billige Amateure als „Leserreporter“, die ihnen die Seiten und Programme füllen. Sie richten zentrale Nachrichtenredaktionen für mehrere Blätter und Sendungen ein, springen in die digitale Welt und reduzieren gleichzeitig ihren Aufwand für journalistische Qualität. Bemerkenswert auch, mit welch ethischer Nonchalance sogenannte Qualitätszeitungen neuerdings ihre Nebengeschäfte mit CDs und DVDs im redaktionellen Teil bewerben…Folgen all dieser Entwicklungen werden durch die Beliebigkeit von Medienangeboten sichtbar und durch die Tendenz, Inhalte von Relevanzen abzukoppeln. Themen werden ohne Sorgfalt behandelt, angetippt und fallengelassen oder maßlos überschätzt; der Nachrichtenwert von Personen wird durch Wiederholung und ein Medien-Pingpong selbst erzeugt" (WEISCHENBERG 2007, S. 3). „Der Aktualitätsdruck steigt, der Konkurrenzdruck vermehrt das Angebot, Personalisierung, Konflikt, Emotion nehmen zu; gleichzeitig werden die Nachrichten unpolitischer. Das ist offenbar der Preis, der beim Rattenrennen um Aufmerksamkeit in der „Mediengesellschaft“ von allen Playern bezahlt werden muss. Es bleibt aber die Frage, ob wir uns überhaupt grundlegend andere Erzählungen von den Medien wünschen und nicht mit den Wirklichkeiten, die sie permanent konstruieren, ganz gut klarkommen. Und ob Medien und ihre Journalisten überhaupt anders können, als auf bestimmte Weise Nachrichten zu produzieren…alles in allem, orientieren sie uns doch nicht so schlecht…Zentral bleibt, dass etwas verloren gehen würde, wenn es den Medien nicht mehr gelingt, die Partikularkommunikation in der Gesellschaft irgendwie so zusammenzubinden, dass es gesellschaftliche Themen und damit Gesprächsstoff gibt“ (WEISCHENBERG 2007, S. 5). „Zweifellos hat der (deutsche) Journalismus im Internet-Zeitalter seinen Ruf selbst beschädigt. „Zweifellos hat der (deutsche) Journalismus im Internet-Zeitalter seinen Ruf selbst beschädigt…Doch durch überzogene Journalismuskritik wird die Qualität von Online-Offerten hochgejubelt, die dem Journalismus in punkto Informationsdichte und Professionalität bis auf Weiteres nicht das Wasser reichen können. Sie ersetzen durchweg keine gute Zeitung…Inzwischen sind Netz-Informationen noch mehr durch interessengeleitete Public Relations und Werbung bedroht als der Journalismus der klassischen Medien. Demnach gibt es wohl doch keine richtigen Alternativen zu den uns vertrauten Wirklichkeitsmaschinen und -konstrukteuren. Selbstverständlich fallen die Leistungen der Medien und ihrer Journalisten ganz unterschiedlich aus – und das ist auch abhängig davon, was wir wollen und wie viel wir dafür investieren…Damals wie heute werden Medien und Journalisten durch zu hohe Ansprüche überfordert, die ihrer Funktion nicht gerecht werden" (WEISCHENBERG 2007, S. 6).

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