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Die Guten, die Bösen und die Hässlichen - nördliche "Barbaren" in der römischen Bildkunst

. Archäologische Forschungsergebnisse; 48 Kovač, Hamburg, (2009)

Description

Das Römische Reich befand sich in ständigem Kontakt und Austausch mit Fremden. In seiner riesigen Ausdehnung und seiner Eigenschaft als Viel­völ­kergebilde setzte sich auch seine Einwohnerschaft zum allergrößten Teil eben nicht aus stadt- und damit urrömischen Personen zusammen, sondern vielmehr aus Ex-Fremden. Trotzdem scheint in der römischen Ge­dan­ken­welt immer der "Barbar", der Nichtzugehörige und Widerpart eine gewichtige Rolle gespielt zu haben, so belegen es auch die antiken Auto­ren. Die Studie untersucht die bildlichen Zeugnisse des nordischen Bar­ba­ren­typs römischen Stils und fragt nach ihrer zeitlichen und sozialen Ein­bet­tung. Ziel ist es, anhand der Bilder von Angehörigen der externae gentes des Nordens herauszuarbeiten, wie viele verschiedene Facetten das Bild des "Nordbarbaren" in der römischen Kunst haben konnte. Der Begriff des "Nordbarbaren" umfasst insbesondere die Völkerschaften, die im all­ge­mein­en als Gallier, Germanen und Briten angesprochen werden. Es zeigt sich, dass die genaue ethnische Einordnung der jeweils abgebildeten Nord­volk­angehörigen aber nur in Ausnahmefällen eine Rolle spielte – weit­reichende neue Erkenntnisse zu Ethnographie und Ethnogenese römischer Nachbarvölker liefern die Bilder nicht. Ihre Analyse ermöglicht vielmehr eine detaillierte Betrachtung der Vorstellung, die sich die Römer von den "Nordmenschen" machten, denn Bilder fremder Welten geben zumeist vor allem Auskunft über die Darstellenden und ihre Darstellungspraktiken und nur gelegentlich auch über das, was sie darzustellen vorgeben – es sind die eigenen Werte, auf deren Folie sich die Betrachtung der Fremden ausbreitet. In diesem Sinne fragt die Studie nach Zeit, Ort und Aussageabsicht der Nord­barbarenbilder. Die Untersuchung reicht von den frühesten Zeug­nis­sen in der späten römischen Republik bis zu den Bildern konstantinischer Zeit, von der Großplastik bis zu kleinformatigen Darstellungen auf Keramik oder Münzen – und vom wilden Feind bis zum assimilierten Mitbürger. Außer­dem werden Bilder aus dem Zentrum wie von den Grenzen des Reich­es in die Untersuchung einbezogen. Je nach ihrem Zusammenhang können diese Bilder unterschiedlichste Haltungen gegenüber den Fremden nördlich der Reichsgrenzen widerspiegeln. Im Rahmen der Studie werden diese Haltungen diachron betrachtet. So kann die Entwicklung des Bildes des Nordbarbaren von seinen Anfängen, als der "Wir-Sie"-Gegensatz sich noch klar und deutlich formulieren ließ, bis zur ambivalenten Bilderwelt der Spätantike nachvollzogen werden. Gerade in der Spätzeit kommt es dabei zu einer immer stärkeren nicht nur ethnisch, sondern auch ethischen Aufladung des antiken Fremden, die zu einem modernen Barbarenbegriff überleitet.

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