I. Das biblische Bild der Epoche
539- 331 v. Chr.
Sie gestalteten für sich in der Tora und einigen Parallelschriften
einen heiligen Kanon
Wiederaufbau des Tempels --> geographischer und symbolischer Kristallisationspunkt
ständiger Anpassungsdruck und nie erlahmenden Autonomiestrebens
Die Tradition der hebräischen Bibel hat in der Perserzeit ihre entscheidenden
Prägungen erfahren.
Niederschlag im Pentateuch und deuteronomistischen Geschichtswerk
(gen-2 Kön):
erwähnen die Perser expressis verbis nicht
Niederschlag im chronistischen Geschichtswerk:
zeitgenössisches Profil nur unbewusst durchscheinen
Die für die zeitgenössischen Strukturen und Normen grundlegenden Regeln
sind eben nach Ansicht der Chronisten vor allem in der frühen Königsgeschichte
dekretiert worden.
Niederschlag in Psalmen und Weisheit:
Persisches vordergründig so gut wie unbekannt
Niederschlag in den großen Propheten:
Nur das Jesajabuch ab Kap. 40 verweist direkt und indirekt auf den
Umbruch der Geschichte, welcher mit Kyros II. einsetzt.
Jeremia uns Hesekiel sind auf die Babylonier als Drohung und Fremdmacht
fixiert
Daniel gehört schon in einen nachpersischen Kontext: im Grunde ist
der Bericht ganz auf den „vierten König“ und seine Nachfolger, im
Klartext den Hellenen Alexander und dessen Diadochen gewidmet.
Niederschlag in den kleinen Propheten
Die meisten erwähnen keinerlei Vorgänge oder Tatbestände aus der Perserzeit
Haggai und Sacharja nehmen darauf Bezug und setzten persische Verhältnisse
voraus.
--> Die Bücher Esra und Nehemia und das Buch Ester das aber vermutlichseinerseits
schon wieder rückblickend aus geschichtlicher Ferne erzählt. Deuterojesaja,
Haggai und Sacharja 1-8 können wir noch zu den Direktzeugnissen
zählen. Damit sind 51 von 946 Kapiteln der hebräischen Bibel oder
5,39 % ihres Bestandes direkt dem persischen Geschichtsabschnitt.
I.1 Rückkehr und Wiederaufbau
Babylonien um 540 v. Chr. --> Jes 40 ff
Kyros wurde von den seit Jahrzehnten in Babylonien ansässigen Deportierten
gefeiert
Jes 44,28
Jes 45,1.4
Die Wiederherstellung der Stadt Jerusalem und ihres (allein legitimierten)
Tempels war nach zeitgenössischen Quellen das zentrale Anliegen
zu mindestens der der in dritter Generation lebenden Judäer.
Es fand offenbar bei den „Daheimgebliebenen“ nicht ungeteilte Unterstützung
Hag 1,2-11; Jer 24,4-7
Die Rückkher soll dann nach der Machtübernahme in Babylondurch Kyros
unmittelbar ind Werk gesetzt worden sein.
Der Perserkönig habe einen reichsweit verkündeten Erlass herausgegeben,
demzufolge den babylonischen Juden die Rückkehr nach Jerusalem gestattet
sei.Überdies sollten die Rücksiedler kräftige finanzielle Unterstützung
anscheinend von ihren bisherigen andersgläubigen Umgebung erfahren.
Tempelbau:
Annähernd 50.000 Heimkehrer sind einfach da und beginnen mit dem Altarbau
auf dem alten Tempelplatz in Jerusalem, weil der Opferdienst für
das tägliche Leben und die Feste unverzichtbar war.
Der Bau geriet ins Stocken: Die jüdische Gemeinde unter Serubbabel
und Joschua Leuten aus Samaria die Teilhabe am Jerusalemer Tempel
verweigert (Esr 4,1-3). Diese nördlichen, als unorthodox geltenden
„Wiedersacher“ intervenieren daraufhin erfolgreich bei persischen
Instanzen.
Solange Kyros herrscht und bis in die Regierungszeit der zweiten Nachfolgers,
Darius (Esr 4,5), können die Arbeiten am Tempel nicht weitergeführt
werden.
Fertigstellung im „sechsten Jahr des Darius“ und Einweihungdes Heiligtums
sind ein Höhpunkt dieser „Geschichtsschreibung“ (Esr 6,6-18).
Es liegt praktisch keine Berichterstattung über die ersten Rückkehrer
nach der Befreiung durch die Perser vor. In den hebräischen Schriften
finden wir also für unser Verständnis nur äußerst karge, fragmentarische
Notizen über Israels Rückkehr aus dem Exil und den Neuanfang im
Heimatland unter persischer Regie.
Vielmehr ist das Lehrthema „Heimkehr aus Babylonien“ in verschiedene
Berichte verdichtet worden, die symbolträchtige und theologisch
schwer befrachtet trotz der konkreten Zeit-, Orts- und Personenangabe
uns keine genauen geschichtlichen Auskünfte geben können.
In den ersten Phasen der Rückwanderung und der Neubegründung der Existenz
Israels spielen relativ wenige Personen und Funktionsträger die
Schlüsselrollen.
Die religionspolitische Maßnahme der persischen Regierung hat ein
einziges Ziel:
den aus Babylonien freigelassenen Israeliten Lebensmöglichkeiten im
Heimatland zu eröffnen.
Das Unternehmen Rückkehr und Tempelbau hat mithin eine klar markierte
Adresse. Die Aufgeruffene Weltgeschichte, voran der persische Großkönig,
bemüht sich um eine verlorene Minderheit. Und diese versprengte
Bevölkerungsgruppe wird zur Hauptsache, gewinnt Namen und Zahl in
peinlich genauen Einwohner- und Familienlisten (Esr 2 = Neh 7)
I.2 Einrichtung der Provinz Juda; Gestaltung der Gemeinde
Sie Wiederaufbauthematik erscheint in zwei weiteren „Berichten“, welche
die Leitnahmen des Esra und des Nehemia tragen und weitere Phasen
der Neukonstruktion Israeks nach der Beendigung des Exils thematisieren.
Sie rekonstruieren ausgewählte Episoden und wollen allein darstellen,
wie nach dem (oder parallel zum) glücklichen vollendeten Tempelbau
die Stadt Jerusalem wiederersteht und die neue JHWH-Gemeinde ihre
Strukturen und Ordnungen erhält.
Eine geschichtliche Reportage liegt nun einmal nicht ! vor, und
unsere brennende historische Neugier lässt sich mit diesem Material
kaum stillen.
Es geht um die Definition frühjüdischer Identität im Perserreich und
gegenüber den starken, verbindlichen Traditionen der Väterzeit,
wie sie mittlerweile in der Tora des Mose Gestalt gewonnen hatten.
Esra:
Hauptakzent liegt auf der (Wieder?)Herstellung der inneren Ordnung,
und hier wiederum auf der Tora-gemäßen Lösung der Mischehefrage
(Esr 9-10)
Nehemia1:
Neh 1-7: Entsendung (1-2,10); Baumaßnahmen (2,11-6,10); Listen (7)
Vgl. Bibelkunde
Neh 8-10: Toraverkündigung (Neh 8); Klagegebet (Neh 9); Bundesverpflichtung
(Neh 10)
Dieser Teil hat zentrale Bedeutung, stellt sie doch das Urbild eines
Synagogengottesdienstes und anderer wesentlicher Elemente frühjüdischer
Spiritualität dar (Laubhüttenfest, Bußgebet, Treuegelöbnis auf JHWH)
Die sechs Einzelbestimmungen des Bundesschlusses, sämtlich in der
1. Person Plural gehalten, zeigen deutlich, worauf es der damaligen
Gemeinde ankommt (Neh 10,31-38):
Abgenzung von Andersgläubigen (vgl. 1. Mischehenverbot; 2.: „Wir wollen
nicht von den Völkern des Landes am Sabat ... Waren und allerlei
Getreide nehmen ...“ V. 31-32a)
Sozialen Ausgleich(3. Einhaltung der des Erlassjahres nach Lev 25,2-7;
Dtn 15,1-2 – V.32b)
Verantwortung für das Heiligtum und die Priesterschaft (4. bis 6.
- V. 33-38a)
--> In den letzteren Verpflichtungen steckt demnach der Hauptnachdruck,
wie die verwendete Textmasse leicht bezeugt. Interessant ist in
jedem Fall, wie hier aktualisiertes Toragebot sich in der Form von
Willensentscheiden der Gemeinde konkretisiert.
Neh 11-13: Bevölkerung (Neh 11); Priester, Leviten (Neh 12,1-27);
Bauweihe(Neh 12,27-43); Heiligung der Gemeinde (Neh 13)
Vgl. Bibelkunde
Worum geht es den Tradenten der Esra-Nehemia Geschichten?
Offenbar ist die staatsrechtliche Gründung der Provinz Juda (Jehud),
die sich auch in zeitgenössischen Siegelabdrücken niederschlägt,
ein herausragender Orientierungspunkt der Erzähler.
Die Mission Nehemia entzündet sich an der Lage der Jerusalemer Bevölkerung
(Neh 1,1-3)
Seine Stellung persischen Hof zu Susa, bringt ihn dazu den König zu
Beeinflussen, der die halbautonome Provinz Juda erlaubt.
Die Gründung oder Bestätigung der Provinz Jehud war offenbar für die
Esra-Nehemia-Tradenten eine göttliche Heilstat. Die Einweihung der
Maueranlöagen ist Anlass für einen großen Dankgottesdienst (Neh
12,31-43)
Der andere ist die innerliche Ordnung der neuen Gemeinschaft, wie
sie sich in der schriftlich verfassten Tora, und zwar in religiöser,
liturgischer und zivilrechtlicher Dimension manifestiert.
Ganz anders als Mose handelt Esra im Auftrag einer fremden Macht,
wenn er sich aus Babylonien aufmacht, um seinen Landsleuten in Juda
die grundlegenden göttlichen Normen und Bestimmungen für das weltliche
und religiöse Leben zu überbringen. Die persische Regierung steht
nach Meinung der Tradenten mit großer Entschiedenheit und in dem
Bewu0ßtsein, dem richtigen Gott und seinem erwählten Volk zu dienen,
hinter der Mission des Esra.
Das „Gesetz“ des Mose inspiriert das tägliche Leben, z.B. in der Ämterhierarchie
in der Gemeinschaft
Die Tora ist die bestimmende Kraft; sie ist Referenzpunkt (Neh 10,35.37),
aber noch wird an keiner Stelle die Tora wörtlich zitiert oder um
Auslegungsdetails gerungen. Das „Gesetz“ des Mose erweist sich vielmehr
als belebendes, befreiendes, zur eigenen Identität gehörendes und
führendes Instrument.
I.3 Weitere Spuren persischen Lebens
Außer bei Haggai und Sacharja (Schwerpunkt: Tempelbau) nehmen ganz
wenige Schriften der Hebräischen Bibel direkt aus datierbare Ereignisse
der Perserzeit oder die Perser selbst Bezug.
Ohne einen ausdrücklichen Namens-, Ort- oder Geschichtsbezug weisen
noch allerlei andere zeitgenössischen biblischen Quellen aus das
Leben der Judäer in persischer Zeit hin2:
Priesterliche Anteile im Pentateuch
die beiden Chronikbücher
Jes 55-66 (diser Tritojesaja ist nicht datiert; Im Gefälle des ganzen
Jesajabuches, dem ein grobes chronologisches Gerüst zugrundeliegt,
lassen sie jedoch nachexilische Verhältnisse durchscheinen.
(Im Psalter sind sicherlich viele Texte erhalten, die auf die Perserzeit
zurückgehen oder damals ihre letzte textliche Gestalt erhielten.
Nur ist die Datierung äußert schwierig)
--> Diese Teile sind sehr wahrscheinlich in der persischen Epoche
entstanden und können deswegen die zeitgenössisch Situation Judas
und/oder der Exulanten widerspiegeln, auch wenn sie sich thematisch
mit anderen Phasen der Geschichte Israels beschäftigen.
In der nachpersischen, d.h. vor allem des hellenistischen Zeitalters
sind dann noch Nachwirkungen der Achämenidenherrschaft, oder Erinnerungen
an sie zu verzeichnen.
Besonders in den Büchern Daniel und Ester kommt der persische Königshof
retroperspektiv in den Blick.
--> Damit ergibt sich insgesamt für das biblische Bild unserer Epoche
eine geschichtliche Leerstelle, in der allerdings der Wiederaufbau
des Tempels und Jerusalems, sowie die Neukonstituierung der frühjüdischen
Gemeinde unter der Tora angesiedelt sind.
I.4 Hinterfragung der biblischen Darstellung
Alle Aussagen der Zeit (und der nachfolgenden Generationen) bieten
nicht die „objektiven Tatbestände“ - das tut im Grunde keine einzige
Verlautbarung, so altruistisch sie auch sein mag. Die Äußerungen
sind auch nicht in ihrer Begrenzung auf Juda und Judäer einfach
als Fakten hinzunehmen. Vielmahr sind sie sämtlich aus den bestimmten
Interessen der Selbsterhaltung verfasst und zusammengestellt.
Die erhaltenen Schriften der Perserzeit sind – wie die aus anderen
Epochen vor ihnen – durchweg religiöse, nicht geschichtliche, Stellungnahmen,
es sind reine Glaubensdokumente und diese sind eher den Gattungen
Programm- und Propagandaliteratur zuzurechnen als der („unbefangener“)
Geschichtsschreibung.
Hauptthemen: Tempelbau – Errichtung der Provinz Judäa – Konstituierung
der JHWH-Gemeinschaft um JHWHs Tora – Durchsetzung einer straffen
Ordnung (Sabbatheiligung; Mischehenverbot usw.) haben eine gewisse
Plausibilität für sich. Wann sonst als in er Perserzeit soll das
neue „Israel“, die Bekenntnisgemeinschaft um JHWH, sich zusammengefunden
und eine verbindliche Ordnung gegeben haben?
Am wichtigsten ist die Selbsteinschätzung der judäischen Überlieferer.
Sie sehen sich als das vor allen anderen Ethnien erwählte Volk JHWHs,
dessen Land und Tempel zum Mittelpunkt des Universums werden. Um
seines nWohlergehens willen setzt der Weltengott das persische Imperium
in Gestalt seiner Gro0ßkönige und Satrapen in Bewegung. Die unterstützten
kraft göttlicher Lenkung nicht nur das Rückkehr- und Tempelbauprojekt
„Iraels“, sie geben verschiedentlich sogar den Anstoß dazu. Jerusalem
ist nach den Berichten der absolute Nabel der Welt, nicht Susa oder
Ekbatana, Persepolis oder Pasargadae, wo die Reichsregierung Hof
hielt.
Einzelgeschehnisse sind auf das theologische Grundanliegenbezogen:
Die Entsendung Esras und Nehemia, der Wiederstand Samarias gegen
den Tempelbau, die Willigkeit der Heimkehrer, die gewaltigen Bauwerke
zu vollenden, die Gaben der Nachbarn für den Tempel, die Rückgabe
der alten, heiligen Gerötschaften – kein Erzählzug steht für sich,
jeder ist auf das Zentralanliegen hin orientiert: JHWWH hat einen
Neuanfang nach dem Exil geschaffen, der Judäer ergreifen ihre Chance.
So auch bei der Darstellung der handelnden Charaktere. Biographische
Ürofile sind unnötig. Großkönige, prominente Judäer, Opponenten,
da Volk, sie alle bedürfen keiner geschichtlichen, d.h. Konkret-einmaligen
Charakterisierung. Alle sind sie ihrer Rollen entsprechend stereotyp
gezeichnet. Sie handeln schablonenhaft und sind für unsere Begriffe
blasse Klischees. Die Akteure zeigen Emotionen nur da, wo es um
ihre Aufgabe, d.h. Den theologisch erfassetn Gegenstand geht: die
Durchführung der Pläne JHWHs. Artaxerxes fällt das Leid Nehemias
auf (Neh 2,2), Esra und Nehemia geraten in Zorn, reagieren tiefbestürzt,
wenn sich ihren Aufgaben Hindernisse entgegenstellten (Esr 9,5f;
Neh 5,6f; vgl. „Gebetsseufzer“ Nehemias in 13,14.22.29.31)
II. Die uns erkennbare Geschichte
II.1 Quellen
II.1.1 Schriftliche Überlieferungen
Biblisches:
Direkt bezogene Zeugnisse:
Esra, Nehemia, Haggai, Sacharja, Maleachi
In der persischen Epoche entstanden oder tiefgreifend bearbeitet worden
sind:
priesterlichen Texte des Pentateuch, etwa Gen 1,1-2,4a; 17; Ex 25-40;
Lev 1-27; Num 1-30 (36), die weltläufigen Erzählungen (Novellen)
von Joseph (Gen 37-50), Rut und Jona.
Chronikbücher3 --> späte Perserzeit
Propheten:
Jes 24-27; 56-66; Ezechiel, große Teile von Jeremia, möglischerweise
Obdaha/Nahum/Habakuk/Zephanja; vorläufige Edition des Zwölfprophetenbuches
Psalmen:teilweise im nachexilischen Juda oder in der Diaspora seine
Wurzeln.
Weisheit:
Mindestens Proverbien, Hiob, Megillot
--> praktisch alle kanonischen Bücher (mit Ausnahme von Kohelet, Daniel)
sagen gewollt oder ungewollt etwas über den Zustand der judäischen
Gemeinden der Perserzeit aus.
Außerkanonisches
Einige apokryphe, pseudoepigraphische oder andere jüdischen Schriften
sind möglicherweise ganz oder partiell in der persischen Epoche
verwurzelt, denn sei sind ursprünglich hebräisch oder aramäisch
abgefasst.
Persisches: Säkulare Texte:
Anfangszeit: einige babylonische Zeugnisse
Verwaltungstexte vom persischen Königshof: z.B. Verwaltungsurkunden,
Rechtsurkunden, Briefe aber auch monumentale Königsinschriften,
Diplomatenkorrespondenzen, Berichte, literarische Texte
--> Texte stammen überwiegend aus persischen Stammländern jenseits
des Zagros-Gebirges.
Transeuphratischen Gebiete und Ägypten:
wenige Textzeugnisse
Palästina: aramäische Papyri in Wadi Daliyeh und eine größere Anzahl
von Siegelabdrücken (bullae) bei Jerusalem gefunden worden. Hinzu
kommt allerlei Ostraka, kurze Beischriften auf Münzen, Siegeln,
Krügen usw.
Persisches: Religiöse Texte
Avesta: religiöser Textkorpus, der wahrscheinlich nach der Achämenidenzeit
zusammengestellt wurde.
Griechisches
Zahlreiche griechische Schriftsteller und Historiker befassten sich
mit den Persern, die anderthab Jahrhunderte lang versuchten, auch
die griechischen Stadtstaaten auf der europäischen Seite des ägyptischen
Meeres einzunehmen.
Herodot
Xenophon
Thukydides
Ktesias
--> Stellen Persien und persische Politik, Religion und Kultur natürlich
aus ihrer griechischen Optik dar.
Eine zusammenhängende Geschichtsschau der persischen Zeit lässt sich
aber nur aus den hellenistischen Quellen gewinnen. Speziell über
Syrien – Palästina oder die östlichen Provinzen des Perserreiches
ist allerdings kaum etwas aus der reichhaltigengriechischen Berichterstattung
zu erfahren.
II.1.2 Artefakte und Architektur
Seit etwa 150 Jahren im Gang und haben reiche Ergebnisse gezeigt
Die imperialen Haupttheretorien um die frühen Meder- und Elamiterhauptstädte
Ekbatan und Susa sowie die persischen Zentren Pasargadae und Persepolis
haben wohl die stärkste Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich
gezogen.
Besonders ins Auge fallen die monumentalen Palastanlagen, welche die
Achämeniden seit Kyros errichtet haben.
Verwaltungszentren wie Pasargadae, Susa, Persepolis, Ekbatana wurden
glanzvoll ausgebaut, damit sie die großkönigliche Hofhaltung aufnehmen
kommten.
Architektonische Stilmittel der Assyrer, Babylonier, Griechen, Ägypter
verschmelzen zu einer neuen Synthese persischen, imperialen Selbstbewusstsein.
Die königlichen Begräbnisstätten sind ebenfalls Dokumente imperialer
Herrschaft. Für Kyros hatte man noch in der Nähe von Pasargadae
ein relativ bescheidenes kompaktes Grabhaus mit Giebeldach aus erhöhter
Terrasse errichtet
Darius I. und sein Nachfolger Xerxes, Artaxerxes I. und Darius II.
ließen sich bei Naqsh-i Rustam bestatten. Für jeden von ihnen schlug
man aufwendig eine Grabkammer in eine Grabkammer in eine senkrechte
Sandsteinwand.
Zahlreiche Einzelfunde aus den königlichen Verwaltungszentren komplettieren
das Bild von der materiellen Kultur der Herrscher und ihrer Untergebenen.
Metallverarbeitung, Keramik, Siegelschneidekunst standen in hoher
Blüte
Syrien-Palästina:
Ausgrabungen ergaben Informationen zur Situation nach dem Exil
Ausgrabungen:4
1890-1914Identifikation perserzeitlicher Schichten äußerst schwierig
zwischen 1914 und 1932 gelang es aufgrund von attischer Importkeramik
und persischen Münzen die genaue Datierung
Die Ausgrabungen von Hazor, Schiqmona, Tel Megadim, Tel Mevorakh und
En Gedi dienten zur weiteren Bestimmung, da hier die persischen
Überbleibsel besser als sonst wo erhalten waren.
Stadtbefestigungen sind in der persischen Periode in Palästina mehrfach
vorgenommen worden
In der Perserzeit verwenden die Bewohner des antiken Palästina weithin
impostierte griechische, vielfach reich bemalte Tonware neben recht
schmucklosen einheimischen Produkten.
Weiter Indizien für die Kultur ergeben die numismatischen Funde und
der Siegelabdruck
Die Herrstellung von Münzen, die wirtschaftsgeschichtlich eben in
der Perserzeit einsetzte, war voll und ganz Sache des Staates.
Bedeutungen:
Von einem „Aufhören städtischen Lebens“ nach der babylonischen Eroberung
jann nämlich anhand der Grabungsfunde keine Rede sein.
Unter persischer Oberhoheit nehmen die Bevölkerungszahlen in Juda
deutliche zu. Erste Anzeichen einer regelrechten Stadtplanung machen
sich bemerkbar: Gradlinige, manchmal schachbrettartige Straßenführung,
ebenmäßige Grundrisse für Wohnhäuser.
II.2 Das persische Weltreich
II.2.1 Imperiale Strukturen
Globale Herrschaft
Audehnung:
Ost-West: 5000 Km und Süd-Nord: 1000-3000 Km --> 10 Millionen km²
(~Europa)
Das persische Großreich ist nicht unversehens vom Himmel gefallen.
Es baute auf Vorgängerimperien auf, die seit dem 3. Jt. v. Chr.
In Mesopotamien und in Ägypten entstehen.
Die persischen Großkönige übernehmen Vorstellungen wie auch Titulaturen
für sich selbst und in eingeschränktem Sinn für ihre Gottheit, Ahuramazda,
den „Herrn der Weisheit“.
Q: Aus dem Kyroszylinder (539 v. Chr) S. 47
Vorfahren des Kyros waren nur Regionalkönige von Anschan
Weltreich Persien durch Kyros
Q: In bin Darius, der Großkönig, König der Könige, König in Persien,
König der Länder, des Hystaspes Sohn, des Arsames Enkel, ein Achämenide.
Darius nimmt in der großen dreispaltigen Behistun-Inschrift die Titulaturen
der Vorgänger auf.
Die Königsinschriften zeigen in jedem Fall: Für das achämedische Imperium
hatte der Glaube an Ahuramazda eine fundamentale Bedeutung, wie
immer dieser Glaube intern ausgestaltet war, und wie unterschiedlich
er auch nach außen hin gegenüber den anderen Religionen vertreten
worden sein mochte:
Q: Es kündet Darius der König: Nach dem Willen Ahuramazdas bin ich
König. Ahuramazdas hat mir die Königsherrschaft verliehen. Es folgt
die Aufzählung von 23 beherrschten Nationen Es kündet Darius der
König: Diese Länder, die mit zugekommen sind – nach dem Willen Ahuramazdas
wurden sie mir untertan. Sie brachten mir Tribut. Was ihnen von
mir gesagt wurde, sei es bei Nacht oder bei Tage, das taten sie.
Der Weltherrscher weist dann immer wieder auf seine Beauftragung durch
Ahuramazdas hin.
Q: Das, was ich getan habe, habe ich alles nach dem Willen Ahuramazdas
getan. Ahuramazdas lieh mir Beistand, bis ich das Werk vollbracht
habe. Mich möge Ahuramazdas beschützen vor Übel und mein Könighaus
und dieses Land! Dieses erflehte ich von Ahuramazdas, dieses möge
die nicht übel erscheinen. Verlasse nicht den rechten Pfad! Sei
nicht wiedersetzlich!
Grabinschrift Darius
Q. Ahuramazdas ist der große Gott, der diese Erde hier gemacht hat,
der den Himmel dort gemacht hat, der den Menschen schuf, der das
Glück für den Menschen hervorgebrachte, der Xerxes zum König eingesetzt
hat, den einzigen König von vielen, den einzigen Herrscher von vielen.
Der Eifer für Ahuramazdas ist auch bei anderen Achämeniden belegt.
Einmal, in einer Inschrift des Xerxes
Die persischen Großkönige vertreten im Weltmaßstab die Autorität des
Weltschöpfers, sie sind mit verantwortlich für das innerste Gefüge
des Reiches das aus Wahrheit, Gutsein , Gerechtigkeit besteht.
Es gab im antiken Vorderen Orient gewiß ansehnliche Stadtsiedlungen,
ja zum Teil Metropolen, die in ihren Dimensionen ungeheuer waren.
Dennoch lebten schätzungsweise 60-80 Prozent der Bevölkerung „auf
dem Land“ oder waren auch bei Stadtsässigkeit ganz in die Agrarwirtschaft
eingespannt.
Organisation und Bewusstsein
Aufstände und Bürgerkriege waren in der Tat nicht selten – das ist
bei einer so bunten Völkermischung innerhalb der Reichsgrenzen nicht
verwunderlich.
Zuerst sollten wir konstatieren, dass die im persischen Hochland oder
in Susa, gelegentlich auch in Babylonien residierende Zentralregierung
von Kyros bis zu Darius III. es nicht versuchte, eine sprechliche,
kulturelle, juridische oder religiöse Einheitsbasis für ihre Herrschaft
zu schaffen.
Am sah vor allem in der Politik, Militärwesen und Wirtschaft die Felder,
in denen sich die achämenidischen Staatsbildner für die Einheitsbildung
betätigten.
Die klar gegliederte Ämterhierarchie machte alle Funktionsträger letztlich
dem Großkönig in der fernen Hauptstadt verantwortlich. Satrapen
und Provinzgouverneure verstanden sich, solange sie dem Großkönig
loyal waren, als Vermittler des höchsten herrschaftlichen Willens.
Darius der Große hatte anscheinend das größte Verdienst in dieser
Hinsicht: Er reorganisierte etwa 520 v. Chr. das ganze Verwaltungssystem,
schuf und rearrangierte zwanzig oder mehr „Satrapien“ mit zahlreichen
nachgeordneten Provinzen. Dieses sollte vor allem die Finanzierung
des Machtapparats in allen seinen Zweigen sicher stellen.
Religionspolitik
Sieht man von umfassenden Aussagen über eine langfristig durchdachte
und praktizierte persische Religionspolitik ab,bleiben immerhin
genügend Anzeichen übrig für eine pragmatische, unideologische Einstellung
der Achämeniden anderen Religionen gegenüber . Danit setzten sich
die persischen Herrscher ab von allen Versuchen, die offizielle
Staatsreligion für alle Provinzen verbindlich zu machen
II.2.2 Der Geschichtsverlauf
Die Persische Geschichte lässt sich in der Kontinuität nur durch griechische
Quellen betrachten.
Die Perser waren ab Anfang des 1. Jt.s v. Chr. Zusammen mit den Medern
wahrscheinlich aus Gebieten östlich des Kaspischen Meeres nach Westen
und Süden gewandert und hatten sich schließlich in Medien und der
Persis niedergelassen, zunächst unter der Oberhoheit medischen Könige
550 v. Chr. Konnte Kyros II. die Machtverhältnisse umkehren, Medien
und Elam unterwerfen unddie Reichsgrenzen nach Osten und Nordwesten
verschieben. Er eroberte tigrisaufwärts Teile des assyrischen Staates,
erreichte auch das westliche Harran und Karkemisch und stieß weiter
über das Gebirge bis un die kappadokische Hochebene vor. Weitere
Expansion wurde nach Westen, zum Mittelmeer und nach Ägypten betriebn.
Nach dem Fall des lydischen Königreiches (546) konnte auch der neubabylonishe,
durch innere Auseinadersetzungen geschwächte Staat nicht wiederstehen.
Die Hauptstadt Babylon wurde 539 kampflos dem als Befreier begrüßten
Kyros übergeben
Damit waren auch die Kleinstaaten Syrien-Palästinas den übermächtigen
und exzellent organisierten Armeen der östlichen Herren ausgeliefert
und der Weg nach Ägypten war frei.
530: Kyros stirbt bei einem Feldzug im Osten gegen die Massageten
525-522: Kyros Sohn Kambyses konnte das Pharaonenreich am Nil bezwingen
und dem persischen Imperium eingliedern
Nachdem so weit expandiert wurde, war die wirtschaftliche, militärische
und auch kulturelle Kraft derartig gewaltig, dass sie – wenn vernünftig
gebündelt und durchorganisiert – in der damaligen Welt nicht ihresgleichen
haben konnte.
Aufstände gegen die persische Reichsregierung hat es in den zwei Jahrhunderten
ihres Bestehens oft genug gegeben und an vielen Orten gegeben
Problem Griechenland:
!!!! Quellen sind Griechische!!!!!
Die Abwehrschlachten von Marathon (490), Salamis (480) u.a. sind Kennzeichen
für ein halbes Jahrhundert Blutvergießen an den griechischen Grenzen.
449 „Kalliasfrieden“ --> Erhaltung der Autonomie in allen griechischen
Städten auf dem Festland und in Westkleinasien und den Verzicht
Athens auf Besitzansprüche auf die Insel Zypern, sowie die Länder
Syrien und Ägypten.
Ende des 5. und durch das 4. Jh. hindurch mischte sich Persien immer
wieder in die griechischen Angelegenheiten ein, teilweise durch
Unterstützung Spartas gegen Athen. Aber es gelang den Persern nicht
weiter zu expandieren.
Durch Alexander kehrte sich dann Ende des vierten Jahrhundert das
Bild und Persien verlor seine Vormachtstellung.
Die 200jährige Geschichte des Perserreiches stellt sich uns folglich
als großartiges Gemälde von der Entfaltung und Erhaltung eines bis
dato ungeahnt riesigen Staatesbildes dar.
Syrien-Palästina war als Durchgangsland zum Nil strategisch wichtig,
ommt aber in allen schriftlichen Quellen nur marginal vor.
II.2.3 Religionen in Altpersien
Als Hintergrund und Kontext der nachexilischen Gemeindetheologie haben
wir die vielschichtige Religionswelt der altpersischen Kultur anzunehmen.
In dieser Welt waren Muster von Glaubenseinstellungen und Weltinterpretationen
vorhanden, denen wir auch in den Schriften der Bibel begegnen.
Das geistig-religiöse Klima der Achämenidenzeit spiegelt sich in manchen
Texten des Alten Testaments.
II.2.4 Alltagsleben und Kultur
Die meisten Menschen waren Bauern oder nomadisierende Viehzüchter
Hauptsorge galt dem täglichen Brot
lebten in Dorf und kleinen Stadtgemeinschaften und führten eine Subsistenzwirtschaft,
zu der alle Familienmitglieder nach besten Kräften von Jugend an
und bis ins Alter beitragen mussten
Der Tag ging von Sonnenaufgang bis -untergang
Man betrieb Regen- oder Bewässerfeldbau.
Verschiedene Getreidesorten, Hülsenfrüchte, Flachs, versch. Gemosesorten,
Fruchtbäume, Wein
Viehirten: rund um die Uhr auf der Hut zu sein und die lebenswichtigen
Herden (Schafe, Ziegen, Rinder, Esel, Kamele)
Technische Neuerungen gab es wohl in dieser Zeit wenig, die Arbeit
war durch die eigene Kraft zu verrichten
Normalerweise waren die Familien autark.
Städte:
Im Vorderen Orient seit dem 5. Jt. v. Chr.
Zwischen 200 und 1000 Personen, bei Metropolen bis zu 50 000
städtische Siedlungsverbände bringt auf allen Lebensgebieten (Wirtschaft;
Kunst; Architektur; Religion; Sitte; Recht; Militärwesen usw.).
Nuees hervor und lässt Kunst und Kultur aufblühen.
Die Privatwirtschaft blühte, von der Lebensführung der unteren sozialen
Schichten hören wir wenig.
II.3 Juda in Transeuphrat
II.3.1 Juda gegen Samaria
Die persische Regierung verfolgte vermutlich immer eine allgemeine
Politik
Zu den allgemeinden Prinzipien der Achämeniden gehörte an erster Stelle
die Bewahrung des inneren Friedens, an zweiter wohl die die Sicherung
der Grenzen bzw.
die Eroberung von Grenzgebieten und die weitere Ausdehnung des Reiches.
Ferner kann man annehmen, dass ein regelmäßiges und gutes Steueraufkommen
aus allen Reichsteilen für die persische Zentrale lebenswichtig
war.
Die syrisch-palästinische Landbrücke war darüber hinaus strategisch
besonders bedeutsam, denn sie stellte den Landzugang zur Satrapie
Ägypten dar. So hatte der relativ schmale Streifen zwischen Jordangraben
und Mittelmeer ein erhöhtes Gewicht für den persischen Generalstab
wie für die Verwaltung der Reichsfinanzen. Militärpräsenz und Festungen,
Steuerbehörden und Kontrolleure sollten diese Erwartungen realisieren.
Die eigentliche Akteure in dem geschichtlichen Spiel waren aber die
Perser. Sie setzten die Ziele fest. Ihre Interessen dominierten
Politik und Wirtschaft. Juda konnte höchstens reagieren und seine
Wünsche aus der Situation der Abhängigkeit artikulieren. Dass die
judäische Geschichtsschreibung diese Tatsache eingesteht (Esra,
Nehemia bitten um kaiserliche Gnaden), ist offenbar ein authentischer
Zug.
Es war vor allem Darius I, Hystaspes (522-486 BC) der das Imperium
auf der Grundlage traditioneller, z.T. Von den Asssyrern übernommener
Grenzziehungen neu durchorganisierte. Es entstand die neue, kleinere
(gesamtpersisch die fünfte) Satrapie „Transeuphrat“ mit dem Verwaltungsbezirk
in Tripolis oder Damaskus. Sie umfasste im Wesentlichen das heutige
Syrien, Jordanien und Palästina.
Im Grunde aber war der Streit zwischen Samaria und Jerusalem ein Machtkampf
innerhalb der fünften persischen Satrapie. Welcher Stadt stand die
Führungsrolle im mittleren Süden zu?
Im 5. Jh. hat dann offensichtlich der ständige Druck der Judäer, die
sich nach der Rückkehr der rechtgläubigen Exulanten aus Babylonien
als eigenständige Konfessionsgemeinschaft etabliert hatten, seine
Wirkung gezeitigt. Die Reichsregierung beschloss, Juda zu einer
eigenständigen Provinz zu machen. Ihr Verwaltungssitz war das mittlerweile
– durch die Tempelrestauration – zu Ehren gekommene Jerusalem.
Exkurs: Der Aufstieg Jerusalems zur heiligen Stadt.
...
II.3.2 Die Akteure des Dramas
II.3.2.1 Nehemia
Nehemia ist so wenig wie Esra durch arhcäologische oder außerbiblische
Quellen nachzuweisen
Das Buch Nehemia beginnt mit der großen Aussendungsszene am kaiserlichen
Hof in Susa (Neh, 1,1-2,10) einem der achämenidischen Regierungssitze.
Nehemia fungiert als Mundschenk des Artaxerxes, eine Vertrauensstellung,
aus der heraus er es wagt, den Monarchenum Hilfe für das darniederliegende
Jerusalem zu bitten.
Es ist ein beliebtes Mittel der alttestamentlichen Überlieferung,
in der Geschichtsdeutung der Protagonisten des schwachen eigenen
Volkes in das Zentrum der politischen Macht zu verpflanzen und von
dort aus mit Hilfe JHWHs die Geschicke zum Guten wenden zu lassen.
Die Überlieferer sind überwiegend bemüht, Persiens oberste Regierungsinstanzen
als dem jüdischen Glauben gegenüber neutral bis wohlgesonnen zu
porträtieren.
Nehemias Anliegen, die Stadt Jerusalems wieder aufzubauen, zur Sprache
bringen (Neh 2,1-8). Kraft der in V. 4B angedeuteten Einschaltung
JHWHs ist der Weltherrscher sofort bereit, ohne auch nur einen einzigen
Gedanken auf die politischen Konsequenzen des Unterfangens zu verschwenden,
auf die Wünsche Nehemias einzugehen
Am Schluss der Aussendungslegende treten bereits die Gegenspieler
Nehemias auf. Sie sind namentlich erwähnt: Sanballat und Tobia (Neh
2,10), zu ihnen gesellt sich dann noch „Geschem, der Araber“ (2,19;
6,1; vgl. 4,1). Der erste kommt nun in den Elephantine-Papyri als
„Statthalter von Samaria“ vor und ist deshalb eine „historisch verifizierte
„ Gestalt.
Die Nehemiaüberlieferung hat insbesondere auf den authentischen Namen
von mindestens drei Provinzgoverneuren, Sanballat, zurückgegriffen,
um Nehemias Aktivitäten mir der Wirklichkeit zu verbinden.
Die Eigenständigkeit Judas als Provinz der Satrapie Transeuphrat ist
dann für die späteren Jahrzehnte des 4. Jh. v. Chr. direkt nachweisbar
durch Stempelsiegel und Silbermünzen. Sie Tragen die Aufschrift
„Jehud“ = Juda und mehrere Namentlich Abbildungen S. 80)
Nehemia Stadthalter von Juda war 12 Jahre (Neh 5,14.18; 12,26)
Schwerpunkt dieser Azssagen ist die Bahauptung, er habe auf seine
Einkünfte aus diesem Staatsamt wegen der Not des Volkes verzichtet.
Damit scheint sich ein Lobelement in den Bericht einzuschleichen,
das Vorsicht geraten sein lässt.
Nehemia-Überlieferung transportiert mehr historische Daten (Namen!)
als die Esra Geschichte.
Der Ich-Stil und die zwischengeschalteten Gebetsrufe (Neh 1,4-11;
5,19; 6,14; 13,31) sollen anscheinend für die Echtheit des Dokuments
bürgen.
Die Schwerpunkte der Nehemia-Erzählung sind – anders als bei Esra
– Wiederaufbau Jerusalems, besonders der Stadtbefestigung (Neh 2,11-4,17;
6,1-19; 12,27-43) und Verbesserung der sozialen Lage in der Gemeinde
(Neh 5,1-19), sowie die Einhaltung der Tora (13,1-31).
Nehemia dient als Vorbild eines politischen Volksführers. Er geht
mutig den Weg zur Selbstbestimmung, soweit er in einem Viel-Völker-Imperium
möglich ist, und er ist in der Spitzenstellung, die er bekleidet,
die Personifikation des Gerechten, der seine notleidenden Brüder
nicht hängen lässt.
II.3.2.2 Esra
Esra soll im 7. Jahr eines Königs Artaxerxes von Babylon (!) aus in
viermonatiger Reise nach Jerusalem gezogen sein (Esr 7,7-9), ausgestattet
mit einem Schutzbrief, der ihm dreies Geleit und fürstliche Verpflegung
sicherte (17,11-26)
Sein Auftrag: Er soll die babylonische Wiedergutmachung an Judäa nach
Jerusalemm bringen (7,15f; vgl. 1,4), die Einhaltung der Tora JHWHs
in der Provinz überprüfen und generell diese Gottesordnung bekanntmachen
und durchsetzen (7,17-20).
Sprache und Anschauung in diesem aramäisch abgefassten Geleitbrief
sind nicht persischer, sondern jüdischer Herkunft.
Esra spricht von Babylon auf, weil dort die sühneleistende alte Siegermacht,
jetzt zur „Provinz“ zurückgestuft, gesemütigt sitzt.
Die hochtrabende, bis zum Uhrahnen Aaron zurückreichende Genealogie
(7,1-5), die ebenso vollmundige Titulatur, welche ihn als „Priester“,
„Schriftgelehrten“, „Kundigen in den Worten der Gebote Jahwes und
seiner Satzung über Israel“, Schriftgelehrten im Gesetz des Himmels
und so fort“ (7,11f) ausweist, wirken gekünselt und entsprechen
höchstens in kleinen Fragmenten persisch-königlichen Redeweise
Esra vereinigt zwei Ämter Wortvermittlung (Mose) und der Kultverwaltung
(Aaron)
Selbst Geburtsort oder Tod und Beisetzung bleiben unerwähnt.
Es gebe zwar drei persische Kaiser dieses Namens (Artaxerxes), aber
eigentlich komme nur der erste Artyaxerxes Longimanus (465-425 BC)
oder der zweite, Artaxerxes Mnemon (404-359 BC) in Frage. Das Jahr
des Esrabuches wäre dann entweder 458 oder 359 gewesen.
Historisch gesehen geht es in der biblischen Esra-Überlieferung als
o um die Konsolidierung und z.T. Neuformatierung der in der Entstehung
begriffenen jüdischen, d.h. Konfessionnellen Gemeinde.
Die biblischen Traditionen würdigen durchweg die Hilfestellung beim
Wiederaufbau des Tempels, der Errichtung und Finazierung des Kultbetriebes,
und der vielleicht entscheidenden Zulassung bzw. Verkündigung des
partikular jüdischen Gesetzes.
Die Opposition gegen das große Werk, die Ingeltungsetzung der Tora
JHWHs, erfolgt in der Esraüberlieferung fast nur von innen her.
Damit sind tiefgreifende Probleme der jüdischen Gemeinschaft angedeutet.
Wenn sich eine Glaubensgemeinschaft auf die Mitteilung und Interpretation
mehrliniger heiliger Traditionen beruft, welche vorrangig die Gruppenidentität
begründen sollen, sind Auslegungsgegensätze und traditionell überkommene
Interessenkollisionen unter den GlaubensgenossenInnen unvermeidbar
--> So erfahren wir in der auch nach Esra benannten Schrift viel über
die den Gemeinden etwa Anfang des 4. Jh. BC vorschwebenden Leitbilder,
aber so gut wie nichts über die möglicherweise hinter diesen Vorstellungen
stehenden historischen Figuren. Esra ist eine verklärte literarische
Figur.
II.3.2.3 Scheschbazzar, Serubabel
Zwei weitere jüdische Handlungsträger sind Serubbabel und Scheschbazar,
die in Esr 1-6 eine gewisse Rolle spielen
Scheschbazar trägt einen babylonischen Namen, der vielleicht aus Schamasch-ab-ussur
(Schamasch, beschütze den Vater“) verballhornt worden ist.
Er soll von Kyros zahlreiche, einst aus Jerusalem verschleppte, wertvolle
Tempelgeräte zurückerhalten haben (Esr 1,8-11) und mit der ersten
Heimkehrwelle ins Heinatland zurückgewandert sein.
An späterer Stelle heißt es, er sei persischer Statthalter, offenbar
in Jerusalem, gewesen und habe den Grundstein zum Tempelbau gelegt
(Esr 5,14.16)
Wir hätten also in dem besagten Scheschbazzar eine authentische Leitungsgestalt
der judäischen Gemeinde vor uns, von dessen Aktivitäten wir aber
kaum etwas wissen können.
Serubbabel
Träger eines babylonischen Namens4 (zer-babili = Spross Babylons)
und angeblich davidischer Abstammung (1 Chr 3,19)
taucht vor allem in den Esra- und Nehemiaüberlieferungen auf, zusätzlich
noch bei Haggai und Sacharja.
Er ist in der Liste der Heimkehrer vermerkt (Esr 2,2; Neh 7,7)
agiert oft zusammen mit dem Priester Jeschua (Esr 3,2; 4,2.3; 5,2;
Hag 2,2 und Sach 3)
Vor allem ist er auch mit dem Tempelbau verbunden (Esr 2,2; 5,2; Hag
2,2-5; Sach 4,8-10)
Die Bewertung der historischen Gestalten Scheschbazzar, Serubbabel,
Haggai, sacharja, auch des Priesters Joschua oder Jeschua ist –
so lange außerbiblische und persische Dokumente fehlen – äußerst
schwierig.
II. 3.2.4 Die Ältesten
...
II.3.3 Sozial und Gemeindestrukturen
Rückblick:
In der vorexilischen Zeit verzahnten sich in Israel familiale, siedlungsbezogene,
regionale und staatliche Organisationsformen und standen sich z.T.
Auch spannungsvoll gegenüber. Mit der babylonischen Eroberung waren
der bodenständige Staat und sein Königtum zugrunde gegangen. Als
übergeordnete Großgesellschaft fungierten nun das babylonische,
dann das persische Imperium mit seinen Untergliederungen, die jeweils
eigene Entscheidungsspielräume hatten
Wie könne davon ausgehen, dass die vorderorientalischen familialen
Verhältnisse (patrilineare, patrilokale, patriarchische Verwandschaftsgruppen)
auch für die Provinz Juda galten.
Im Famliengefüge der Region lassen sich kaum ethnische Unterschiede
feststellen
Familie
In den Bauernwirtschaften, z.T. Sich auch bei Handwerkern, arbeiteten
alle Angehörigen nach Maßgabe ihrer Kräfte und Fähigkeiten an der
gemeinsamen Überlebensaufgabe mittelmeerDie enge Verflechtung, das
Aufeinander-Angewiesen sein, machte die engsten Verwandschaftsgruppe
zu dem wichtigsten Sozialgebilde überhaupt.
Die Familie prägte das Leben, Denken und Fühlen der antiken, vorderorientalischen
Menschen über unsere Vorstellungskraft hinaus: Der oder die Einzelne
verstand sich eher von der Gruppe her als umgekehrt
Imnnerhalb der Familie galten Rangordnungen des Alters, Geschlechts
und des sozialen Status: Unverheiratete oder geschiedene Frauen
(Töchter; Schwestern), die im Hause lebten, galten weniger als die
„ordentlichen“ Mitglieder; Fremde und Sklaven standen unterhalb
der Verwandschaftsgruppe.
Die Siedlungen Judas, mit einer Bewohnerzahl zwischen 100 und 500
Personen, waren auf zwischenfamiliale Zusammenarbeit angelegt.
Älteste und Familienoberhaupte sind auch unter den neuen Umständen
der imperialen Herrschaften eine bewährte Institution
Wir treffen auf einen breiten biblischen Befund, der die Dorf- und
Stadtverwaltung durch Vetreter der Familienbände bezeugt.
Die einzelnen Ortschaften und Dörfer unterlagen der zentralen Zivilverwaltung
in JerusalemsIdeel und soziologisch war das entstehende Judentum
eine Einheit, trotz manigfacher Parteiung und Glaubensrichtungen.
Und diese ideele, um die Tora und den neugeweihnten Tempel gescharte
Gemeinde war auch als Glaubensgemeinschaft organisiert. Sichtbarster
Ausdruck der Institution war der Tempel, den die Judäer durch eine
Tempelsteuer unterhielten.
II.3.4 Wirtschaft; Lokalpolitik
Die Bewölkerung in Juda bestand zu 80-90 % aus bäuerlichen Familien
die Getreide, Wein und Öl anbauten (vgl. Dtn 12,17; 14,23; 18,4)
In der Hauptstadt Jerusalem lebten etwas 10 % der Menschen; die Mehrheit
war nicht landwirtschaftlich tätig
Unterschiedliche Handwerksberufe waren bekannt, folgende Werkstoffe
wurden verarbeitet: Metall, Holz, Stein, Textilien, Töpferton
Juda war weder landwirtschaftlich noch handwerklich und kommerziell
ein besonders günstiges Gebiet. Die Bewohner fristeten nach den
dürftigen Quellen ein bescheidenes Lebensführung.
Auch wird in der Bibel die Steuerlast beklagt, die natürlich in einem
unfruchtbaren Gebiet die Existenzgrundlage nehmen konnte (vgl. Neh
5)
Die Wirtschaftliche Lage in der Provinz war anfällig für Naturkatastrophen
und politischen Erschütterungen. Sie konnte als keine Überschüsse
produzieren.
Die Provinz Juda spielt im persischen Imperium keine sonderlich große
Rolle. Die Subsistenzwirtschaft war bestimmend.
II.3.5 Technik und Kultur
Die Funde zeigen, das man fast überall mit Stein und Metall, Ton,
Wolle und Flachs arbeiten konnte.
II.3.6 Volksreligion und Tempel
Wie auch schon in vorexilischer Zeit, so straft die erkennbare Wirklichkeit
due orthodoxen Ansprüche der hebräischen Bibel Lügen. Es gab auch
in der neu formierten Glaubensgemeinschaft keine homogene JHWH-Religion.
Und das ist bei der Vielschichtigkeit der religiösen Strömungen,
der überkommenen Traditionen und sozialen wie regionalen Gruppierungen
auch nicht anders zu erwarten.
II.4 Diaspora in Babylonien und Ägypten
II.4.1 Die Verbannten in Babylonien
Die Bedeutung der babylonischen Diaspora im 5. u. 4. Jh. BC für die
gesamte JHWH-Konfessionsgemeinschaft die anteilige Zahl der Depertierten
bei weitem überstieg.
In den Büchern Esr und Neh geht die ganze Dynamik des Wiederaufbaus
aus den Rtückkehrern hervor.
Sie sein das eigentlich JHWHtreue Volk gewesen, während die Zurückgebliebenen
sich allerlei Abweichungen von den Glaubensnormen und -praktiken
hätten zuschulden kommen lassen (Ez 11,15-21; 33,23-29; Jer 41,1-10;
Jes 40,27-31; 59,1-15; Esr 4,1-5; 6,21)
II.4.2 Die Militäekolonie von Elephantine
...
II.4.2.1 Flucht nach Ägypten?
Papyrusdokumenten seit 1893 und spätere Ausgrabungen ermittelten eine
jüdische Diasporagemeinde innerhalb einer alten Festungsstadt aud
der Nilinsel Elephantine