Zusammenfassung
Bisher erfolgt die Gestaltung von Touchscreensystemen nach Kriterien für ergonomische Eingabemittel oder der Softwareergonomie. Der allgemeine Charakter dieser Empfehlungen deckt nicht touchscreenspezifische Besonderheiten ab. Hersteller- und softwarespezifische Design Guides enthalten keine Hinweise zur Berücksichtigung der technologiebedingten Interaktionsmöglichkeiten und -einschränkungen der verschiedenen technischen Komponenten eines Touchscreensystems. Bisher existiert kein Gestaltungsansatz, der die touchscreenspezifischen Besonderheiten systematisch berücksichtigt. Die technologischen Möglichkeiten von Touchscreensystemen sowie die die Gefahr einer physischen Überbeanspruchung des belasteten Bewegungsapparates werden dadurch bei der Systemgestaltung nur unzureichend berücksichtigt.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher das Ziel verfolgt, einen ganzheitlichen Gestaltungsansatz zu erarbeiten, der die Besonderheiten der Touchscreentechnologien und -interaktion durch spezifische Gestaltungsempfehlungen berücksichtigt. Als Lösungsansatz wurde die Erweiterung bestehender Modelle um die Besonderheiten touchscreenbasierter Systeme verfolgt. Im ersten Schritt erfolgte die systematische Auswahl eines Modells eines interaktiven Systems als geeignetes Basismodell für Touchscreensysteme. Anschließend wurde dieses Modell um die charakteristischen Bestandteile eines Touchscreensystems erweitert. Anhand dieses Modells wurden Wissenslücken in den theoretischen Grundlagen identifiziert und daraus sechs Forschungsfragen abgeleitet. Um die Fragen systematisch zu beantworten, wurden Literaturanalysen und empirische Studien konzipiert, durchgeführt und ausgewertet.
Die theoretischen Grundlagen wurden mit den erarbeiteten Ergebnissen der Analysen und empirischen Studien zusammengeführt und als Basis für die Formulierung touchscreenspezifischer Gestaltungsempfehlungen genutzt. Diese Empfehlungen wurden anschließend im Basismodell verankert, um so einen ganzheitlichen Gestaltungsansatz für Touchscreensysteme zu erhalten. Für die praktikable Anwendung des Ansatzes wurde dieser in den menschzentrierten Gestaltungsprozess integriert. Die Anwendbarkeit konnte anhand eines Praxisbeispiels erfolgreich demonstriert werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit erleichtern die Gestaltung touchscreenbasierter Systeme im Rahmen des menschzentrierten Gestaltungsprozesses. Auch eine formative analytische Evaluierung entsprechender Systeme kann durch die erarbeiteten touchscreenspezifischen Gestaltungsempfehlungen vereinfacht werden, indem diese als Konformitätskriterien verwendet werden.
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