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Der fröhliche Ton : Kirill Petrenko und das Bayerische Staatsorchester spielen Gustav Mahlers Siebte Sinfonie

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junge Welt, (August 2021)ISSN: 041-9373.

Abstract

Ein sehr langsamer, sehr leiser Marsch, ein Trauermarsch vielleicht? Punktierte Achtel und Zweiunddreißigstel, begleitet vom dumpfen Wirbel der Großen Trommel. Wie im berühmten Adagietto der Fünften Sinfonie bleibt die Harmonik zunächst unklar, ehe das Thema des Tenorhorns aus dem »Nebel der Harmonie« (Paul Bekker) auftaucht: Ein punktiertes Auf und Ab mit übermäßigen Quartsprüngen, forte, fortissimo, sforzati: Vielleicht wirklich »eine der bedeutendsten melodischen Eingebungen Mahlers«, wie Gerd Indorf schreibt, aber auf jeden Fall sind wir schon mit den ersten Takten seiner Siebten Sinfonie mitten in der Mahlerschen Welt, wie sie uns von seiner brillanten Sechsten geläufig ist. Und doch ist hier etwas völlig anders. Am Ende des Tenorhornthemas hellt sich alles auf, nicht nur das mit einem gis verfärbte h-Moll verwandelt sich nach H-Dur, es folgt auch ein weiteres, »etwas weniger langsames« Marschthema, das nicht mehr akkordisch, sondern melodisch ist in kleinen Schritten: eher ein munteres Wanderlied. Der Komponist soll gesagt haben: »Hier röhrt die Natur.« Rezension: Gustav Mahler: »Symphonie Nr. 7« – Kirill Petrenko, Bayerisches Staatsorchester, Konzertmitschnitt Nationaltheater München, 28./29. Mai 2018 (Bayerische Staatsoper Recordings)

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