Am 24. Januar 2020 reiste eine vierköpfige Familie aus Wuhan nach Guangzhou. Am nächsten Tag nahm sie das Mittagessen in einem traditionellen chinesischen Restaurant ein. Die vier Personen saßen an einem runden Tisch (Familie A). Im gleichen Raum, aber mehrere Meter entfernt, speisten zwei andere Familien ebenfalls an Rundtischen (Familien B und C). Am Abend bekam eine Person aus Familie A Fieber und hustete stark. Im Krankenhaus wurde eine Infektion mit SARS-CoV-2 diagnostiziert. Innerhalb der nächsten sieben Tage erkrankten alle Mitglieder von Familie A, sowie drei Personen von Familie B und zwei von Familie C an COVID-19. <i>| Von Hermann Feldmeier </i>
Für viele Wissenschaftler schien es – während die WHO noch zurückhaltend reagierte – schon lange klar zu sein: Aersole spielen bei der Übertragung von SARS-CoV-2 eine bedeutende Rolle. Wie bedeutend, das könnte nun eine Studie zeigen, die den ersten SARS-CoV-2-Ausbruch im Mai 2020 beim Fleischzerlegebetrieb Tönnies untersucht hat: Die Ergebnisse sind auf der Preprint-Plattform SSRN erschienen und sollen eine mögliche Übertragung durch Aerosole über mehr als acht Meter nachweisen.
Steckt man sich mit SARS-CoV-2 vorwiegend über Tröpfchen an oder wird das neuartige Coronavirus vor allem als Aerosol übertragen? Wahrscheinlich spielt die aerosolbasierte Übertragung von SARS-CoV-2 keine entscheidende Rolle. Das ist das Ergebnis theoretischer Überlegungen und der Interpretation von Studienergebnissen.