Begleitet vom üblichen Bitkom-Gesumm über schlimme Verzögerungen bei der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) begann in München die von Euroforum veranstaltete Tagung zur Zukunft der Vernetzung im Gesundheitswesen recht durchwachsen. Während ein Vertreter des Gesundheitsministeriums vor allem die Mehrwertdienste lobte, die mit der neuen Karte kommen werden, lieferte ein Vertreter der Rhön Klinikum AG als Fan der Gesundheitskarte eine formidable Generalkritik der Telematik ab, die mit der eGK ins Haus steht.
Während in Ulm der 111. Ärztetag mit einer bewegenden Rede von Horst-Eberhard Richter über das Humane in der Humanmedizin eröffnet wurde, erörterten die IT-Spezialisten in München andere medizinische Themen. Zum Auftakt der zweitägigen Konferenz referierte Christoph F.J. Goetz vom Bundesgesundheitsministerium. Er lobte das eGK-Projekt als ein Unternehmen, "das weltweit seinesgleichen sucht" und betonte die Kostenminderung durch reduzierte Notarzteinsätze, Arztkontakte und Krankenhausaufenthalte, die mit der Karte möglich seien. Zu den dramatischen Effekten, die mit Einführung der Gesundheitskarte möglich werden, zählte Goetz Mehrwertdienste, die ab 2018 den weitaus größten Teil der Netzlast im kommenden Gesundheitsnetz ausmachen werden. Er zeigte eine Grafik, nach der diese Dienste im Jahr 2025 das Vierzigfache der Pflichtanwendungen und der freiwilligen Anwendungen bei der elektronischen Gesundheitskarte ausmachen werden.
EU-Medienkommissarin Viviane Reding hat den Umriss für eine "Content Online"-Strategie veröffentlicht. Mit der entsprechenden Mitteilung (PDF-Datei) über "kreative Online-Inhalte im Binnenmarkt" will die Luxemburgerin eine konkrete Empfehlung für die Schaffung einer Plattform für Online-Inhalte vorbereiten. Deren Ziel soll die "Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle und die grenzüberschreitende Bereitstellung verschiedener Dienste für kreative Online-Inhalte fördern". Gleichzeitig soll ein "robuster Schutz von Urheberrechten" gewährleistet werden. Lizenzen sollen leichter für mehrere oder alle EU-Mitgliedsstaaten erhältlich sein.
Reding selbst will es allen Recht machten, tendiert letztlich aber doch für eine Stärkung der Position der Rechteinhaber. "Wir müssen uns entscheiden in Europa", erklärte die Kommissarin, ohne aber Zweifel an der einzuschlagenden Richtung und damit überhaupt echte Optionen offen zu lassen. "Wollen wir eine starke Musik-, Film- und Spiele-Industrie?", fragte sie rhetorisch und lieferte die Antwort mit ihrem Ansatz gleich hinterher: "Dann sollten wir der Industrie Rechtssicherheit verschaffen, den Urhebern eine angemessene Entlohnung und den Verbrauchern breiten Zugang zu einem reichen Angebot von Online-Inhalten." Im Rahmen einer öffentlichen Konsultation, deren Fragen im Anhang der Empfehlung zu finden sind, sollen aber auch alle interessierten Netzbürger und Interessensgruppen noch ihre Meinung abgeben dürfen. Einsendeschluss von Kommentaren ist der 29. Februar.