Niklas Luhmann, Bayreuth und die Causa Guttenberg – hier zeigt sich, wie ein System des Gebens und Nehmens funktioniert. Das Recht wird kreativ angepasst.
Die Plagiatsdebatte um Verteidigungsminister Guttenberg zeigt, was Merkel & Co. sowie ein Großteil der Bevölkerung von der akademischen Welt halten. Wissenschaft ist für sie so unwichtig, dass man dort krumme Touren drehen kann, Forscher sind nur weltvergessene Eierköpfe. Das Ergebnis: Der Minister ist etwas angesengt, die Wissenschaft in Deutschland aber schwer beschädigt.
Jetzt also doch: Verteidigungsminister Guttenberg will seinen Doktortitel nicht mehr haben. Zu schwer wogen offenbar die Plagiatsvorwürfe. Häufig werden Mogler an den Unis erwischt, einige lassen es auf einen Rechtsstreit ankommen - und scheitern kläglich, wie vier Urteile zeigen.
Rücktritt oder nicht: Der Verteidigungsminister taugt nicht mehr als Vorbild. Den Wissenschaftsbetrieb hat er im Vorbeigehen beschädigt, kommentiert Meike Fries.
Daniel Pentzlins Erstsemesterarbeit tauchte in Guttenbergs Doktorarbeit auf. Pentzlin nimmt's aber locker und freut sich, dass die Sozialwissenschaften als "ernstzunehmend" vorkommen.
Der Konstanzer Informationswissenschaftler Rainer Kuhlen sieht Regierungsforderungen nach weiteren Immaterialgüterrechtsverschärfungen als unglaubwürdig an, wenn der unter fragwürdigen Umständen promovierte Minister in der Politik verbleibt
Zwischen Schein und Sein, zwischen Fassade und Substanz, zwischen Ranking und Leistung: Nicht nur Dr. von und zu Guttenberg, sondern auch die deutschen Universitäten galten bisher als "gut aufgestellt". Doch die Plagiatsaffäre um die Dissertation des Verteidigungsministers wirft ein Licht auf die Kultur des Wissens: Belohnt wird längst nicht mehr, wer Neues zu sagen hat.
Ein "armes Doktorandenwürstchen" - so nennt Deutschlands engagiertester Plagiatsjäger den Verteidigungminister. "Es sieht sehr nach Copy und Paste aus", urteilt eine Kollegin über dessen Doktorarbeit. Verliert Guttenberg jetzt seinen akademischen Grad?