Der brutale Vergewaltigungsfall von Delhi hat eine Debatte in der indischen Gesellschaft angestoßen, geändert hat sich aber bislang wenig. Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist noch immer Alltag, Söhne werden in vielen Familien bevorzugt. Was müsste passieren, damit sich das ändert?
Wieder erschüttert eine Vergewaltigung Indien. Diesmal ist es ein fünfjähriges Mädchen, das über Tage misshandelt wurde. Und wieder protestieren Menschen im ganzen Land gegen eine Polizei, die zu lasch ermittelt und gegen Politiker, die die Sicherheit von Frauen nicht schützen.
Nach zweiwöchigen Gesprächen stand die UN-Konferenz zu Frauenrechten vor dem Scheitern. Jetzt einigten sich die Teilnehmer doch noch auf eine Erklärung, mit der Frauen besser vor Gewalt geschützt werden sollen. Vor allem muslimische Staaten, Russland und der Vatikan mussten von Forderungen abrücken.
Nach der Gruppenvergewaltigung einer Studentin hatte die indische Regierung eine Kommission zur Gewalt gegen Frauen eingesetzt. Ihr Bericht fordert nun Reformen bei Polizei und Justiz, jedoch nicht die Todesstrafe. Und er spricht ein indisches Tabuthema an: Vergewaltigung in der Ehe.
Nach der brutalen Gruppenvergewaltigung hat Indien eine Selbstdiagnose gestellt: Wir sind eine Frauen verachtende Gesellschaft. Das zeigt sich in Abtreibungen weiblicher Föten genauso wie im Umgang mit Opfern von Vergewaltigungen. Doch es könnte Jahrzehnte dauern, bis die Einsicht die archaischen Geschlechterrollen verändert.
Eine Woche nach der Gruppenvergewaltigung einer 23-Jährigen sind Tausende in Neu Delhi auf die Straße gegangen. Sie fordern die Todesstrafe für die Täter und mehr Schutz für Frauen. In Indien gibt es bei den meisten Vergewaltigungen kein Urteil. Oft werden Frauen mitverantwortlich gemacht.
Im vergangenen Jahr gingen sie für politische Veränderungen auf die Straße. Jetzt machen Frauen auf den Tahrir Platz gegen sexuelle Gewalt mobil und demonstrieren gegen die zunehmenden Übergriffe.