In Großbritannien gibt es eine neue Suchmaschine, churnalism.com: Sie erkennt in journalistischen Artikeln jene Stellen, die aus PR-Texten übernommen wurden (Felix Werdermann, 02.03.2011 14:15)
Niklas Luhmann, Bayreuth und die Causa Guttenberg – hier zeigt sich, wie ein System des Gebens und Nehmens funktioniert. Das Recht wird kreativ angepasst.
Die Plagiatsdebatte um Verteidigungsminister Guttenberg zeigt, was Merkel & Co. sowie ein Großteil der Bevölkerung von der akademischen Welt halten. Wissenschaft ist für sie so unwichtig, dass man dort krumme Touren drehen kann, Forscher sind nur weltvergessene Eierköpfe. Das Ergebnis: Der Minister ist etwas angesengt, die Wissenschaft in Deutschland aber schwer beschädigt.
Der Baron Münchhausen der deutschen Politik versucht sich auch jetzt wieder aus dem Schlamassel zu ziehen, indem er andere blöd dastehen lässt – allen voran seinen Doktorvater.
Jetzt also doch: Verteidigungsminister Guttenberg will seinen Doktortitel nicht mehr haben. Zu schwer wogen offenbar die Plagiatsvorwürfe. Häufig werden Mogler an den Unis erwischt, einige lassen es auf einen Rechtsstreit ankommen - und scheitern kläglich, wie vier Urteile zeigen.
Des Feldherrn zu Guttenbergs geklaute Diss regt die meisten Leute überhaupt nicht auf. Was die Leute aufregt, ist, wie jetzt auf dem armen Mann herumgehackt wird.
Der Konstanzer Informationswissenschaftler Rainer Kuhlen sieht Regierungsforderungen nach weiteren Immaterialgüterrechtsverschärfungen als unglaubwürdig an, wenn der unter fragwürdigen Umständen promovierte Minister in der Politik verbleibt
Zwischen Schein und Sein, zwischen Fassade und Substanz, zwischen Ranking und Leistung: Nicht nur Dr. von und zu Guttenberg, sondern auch die deutschen Universitäten galten bisher als "gut aufgestellt". Doch die Plagiatsaffäre um die Dissertation des Verteidigungsministers wirft ein Licht auf die Kultur des Wissens: Belohnt wird längst nicht mehr, wer Neues zu sagen hat.
Ein "armes Doktorandenwürstchen" - so nennt Deutschlands engagiertester Plagiatsjäger den Verteidigungminister. "Es sieht sehr nach Copy und Paste aus", urteilt eine Kollegin über dessen Doktorarbeit. Verliert Guttenberg jetzt seinen akademischen Grad?
2007 promovierte der damals noch unbekannte CSU-Politiker zu Guttenberg mit Bestnote zum Dr. jur. Jetzt sollen bei einer Routineprüfung seiner Doktorarbeit wörtliche Übereinstimmungen zu anderen Texten gefunden worden sein. Der Fall liegt nun bei der Uni Bayreuth. Guttenberg nannte die Vorwürfe "abstrus".