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    Stefan Schulz im Soziologenblog: "Luhmann sprach ’71 bei der Kopplung von Politik und Recht von einer möglichen „Fehlspezifikation”, die sich erst jetzt so recht zeigt. Während Technikfreaks, Wirtschaftler und Wissenschaftler jeden Tag neues Lernen und jede einzelne Entdeckung potenziell die ganze Welt umkrempelt (und man nicht mal im Einzelnen zu verstehen braucht, wies genau funktioniert), brauchen politische und rechtliche Entscheidungen, durch ihre langwierigen Verfahren der Explikation, Diskussionen und Debatten viel mehr Zeit und halten aktuell nicht mehr ganz Schritt...In Soziale Systeme (Seite 509) spricht Luhmann vom Recht als gesellschaftliches „Immunsystem”. Es kann abwegige Verhaltenserwartungen stabilisieren. Beispielsweise ist es dafür zuständig, dass nicht jedes kognitiv erlernte Wissen (wie besorge ich mir teures Kulturgut kostenlos?), problemlos eingesetzt werden kann. Es baut normative Sperren, die den Egoismus des Einzelnen für das Allgemeinwohl begrenzen (um es mal idealtypisch zu sagen)...Die Technologieentwicklungen, die freie Radikale hervorrufen, schwächen das Immunsystem und sorgen für nachhaltige Veränderungen. All dies könnte Grund genug sein, weshalb wir aktuell wieder weniger Demokratie wagen."
    13 years ago by @immaterialgut
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    "Durch Luhmanns Analyse verunsichert, fragen sich ungezählte Journalisten: Stimmt es, daß die Massenmedien die Realität, über die sie informieren, gar nicht vorfinden, sondern erzeugen?...Massenmedien dienen weder der Vermehrung von Erkenntnis noch der moralischen Erziehung. Ihre wahre Funktion ist - irritierend genug - die Irritation." Zitat Luhmann über den Mediennutzer: "Dieser Mensch ist ,interessiert' an Information, ja in lebenswichtigen Dingen abhängig von Information; also muß er informiert werden. Er ist moralisch anfällig für Versuchungen; also muß ihm der Unterschied von gutem und schlechtem Verhalten laufend nahegebracht werden. Er treibt steuerlos im Strom der Verhältnisse; also müssen ihm Entscheidungsmöglichkeiten vorgestellt werden."
    13 years ago by @immaterialgut
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    Stefan Schulz im Soziologenblog: "eine Zeitung nicht deswegen zu ihrem Phänotyp gekommen ist, weil es aus Distributionsgründen sinnvoll war, viel Text zu unterschiedlichen Themen auf wenig Papier zu pressen und gebündelt auszuliefern...Sondern, dass das primäre Strukturmerkmal einer Zeitung darin bestand..., dass sich die Gesellschaft in ihrer räumlichen Entgrenzung ab dem 14. Jahrhundert, über alle regionalen und sozialen Unterschiede hinweg, auf eine Realitätsversion einigte. Diese gemeinsam geteilte Realitätsgrundlage wurde durch Zeitungen erzeugt...Man liest Zeitung um sich darüber zu informieren, worüber andere sich informieren, wenn sie in der Zeitung lesen, was in der Welt passiert. Und diese Funktion wird durch das Internet nicht ersetzt...Zeitungen hatten damals sechsstellige Auflagen und heute Millionen Webbesucher. Ja, die technischen Grundlagen haben sich sehr gewandelt, aber das Prinzip ist das gleiche.(Nicht mal die Finanzierungsfrage hat bis jetzt daran gerüttelt.)...Zeitungen sind an solch einem Übermachts-Habitus bereits gestorben, bevor man die Schuld dem Internet in die Schuhe schieben konnte. Und Zeitungen blühen trotz so eines Übermachts-Habitus auf, gerade weil sie das Internet strategisch und klug nutzen (siehe Spiegel Online). Auch ohne Internet kennen Massenmedien Konkurrenz, die ihnen Kontrollwille und allzu wildes Agendamanagment verbietet. Und nachhaltiger Schaden lässt sich durch „Bildblog für alle“ auch nicht wirklich feststellen. Den Skeptizismus gegenüber den einzelnen Angeboten der Massenmedien gab es schon immer (hervorgerufen durch die Massenmedien selbst) – nur jetzt kann man ab und zu mal ordentlich über die Redaktionen lachen und immer wieder neu feststellen, dass dort auch nur Menschen arbeiten...Gerade jetzt, da die Nutzung der Distributionswege so billig wird, spielt Quantität beinah keine Rolle mehr. Wer sein Renommee für ein paar Klicks hergibt (siehe Stern), ist selbst schuld. Nach 20 Jahren Internet stellt sich zudem die interessante Frage: Warum sollten Zeitungen und besonders Zeitschriften überhaupt eine Webseite mit kostenlosen Inhalten haben? Das, was in gut aufgestellten Zeitungen/Zeitschriften steht, findet man im offenen Internet nicht. Aber gerade der billige Distributionsweg lässt sich ausbeuten, mit E-Paper und App-Angeboten, die überzeugen."
    13 years ago by @immaterialgut
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    Soziologie-Blog von Klaus Kusanowsky: Der "Strukturkonservativismus...entsteht wohl durch die Selbstdeterminierung eines Geschäftsmodells, das für seine Verbreitungswege notwendig darauf angewiesen ist, Waren zu verkaufen...Die Form der Ware macht annehmbar, dass man Nachrichten, Information, Unterhaltung, Bildung „verkaufen“ könne..., weil ja mit der Übergabe einer Ware immer auch ein Datensatz die Stelle wechselt. Natürlich konnte klar gemacht werden, dass man „das Wissen“ behält, wenn man es weiter reicht, aber dies wieder nur durch die Übergabe von Büchern, womit noch einmal plausibel wurde, was man schon vermuten konnte: man könne Wissen haben (oder behalten)...in dem Maße, in dem die Wohlfahrt der Gesellschaft in ihrer Abhängigkeit von Warenproduktion un der Verteilung von Waren verstanden wird, muss auch alles andere, also auch das Geschwätz der Leute, die sich über Waren unterhalten, unter der Voraussetzung ihrer wenigstens warenähnlichen Form berücksichtigt werden. Da nun aber das Geschwätz der Leute in der Buchhaltung nicht dokumentierbar ist, weil ja die Buchhaltung und ihr Know-how selbst durch die Beobachtung von Waren entwickelte wurde, konnte man für Kommunikation kein Geschäftsmodell entwickeln. Wie auch? Wenn nichts übergeben, übermittelt, übertragen wird? Wenn also ein Datensatz nicht die Stelle wechselt, sondern nur durch Kopieren und Zeitverzug eine weitere Differenz erzeugt. Und jetzt stehen die Steuermänner da und können nicht anders als der Digitalisierung die Warenform, oder allgemeiner: die Dokumentform mit Gewalt aufzuzwingen...Wie funktioniert Kommunikation? Und wie könnte man damit Geld verdienen? Wenn die Art, wie Geld in die Welt kommt, dem Dokumentschema zu gehorchen hat, es also die Dokumentation eines Zahlsversprechens ist, das aber nachweislich niemand erfüllt."
    13 years ago by @immaterialgut
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