Zusammenfassung

Neue Zürcher Zeitung Die neue Wirtschaft baut auf bekannte Gesetze Strategien für Informationsprodukte C. H. Was illustrieren die Verbreitung des Faxgerätes, die Komplementarität von Plattenspieler und Langspielplatte oder die Existenz von gebundener Literatur und billigen Taschenbüchern? Sie stehen als Beispiele für bestimmte Konzepte in der Ökonomie, in diesem Fall für die Idee der Netzwerkeffekte, des Lock-in oder der differenzierten Preisgestaltung. Obwohl diese Konzepte alles andere als neu sind, können sie und einige weitere Gesetze aus der Wirtschaftswissenschaft die Entwicklung der «Neuen Wirtschaft» weitgehend erklären. Dieser Meinung sind zumindest die Autoren des Buches «Online zum Erfolg» (Originaltitel «Information Rules: A Strategic Guide to the Network Economy»). Zwar basiere die neue Internet-Wirtschaft auf einer neuen Technologie, aber die ökonomischen Gesetze seien noch immer die gleichen. Ein Buch für Unternehmer So treten die Autoren denn auch mit dem Ziel an, zum einen die für das Internet wichtigen ökonomischen Konzepte zu erklären und zum anderen deren Anforderungen an die Strategie des Unternehmens abzuleiten. Damit richtet sich das Buch an Unternehmer, die sich im Internet behaupten wollen oder müssen, und an solche, die das Internet bzw. eine netzwerkbasierte Wirtschaft besser verstehen wollen. Am wertvollsten dürfte das Buch für Unternehmer sein, die im Bereich sogenannter Informationsgüter tätig sind; darunter fallen digitale Produkte wie Software oder aber Produkte, die digitalisiert werden können, wie z. B. Bücher, Musik oder Datenbanken. Solche Güter – wie etwa Software – sind in der Regel teuer herzustellen, aber preiswert im Internet zu reproduzieren. Geht man vom Internet als Basis nahezu effizienter und damit sehr wettbewerbsintensiver Märkte aus, so stehen für die Hersteller von Informationen die Chancen schlecht, jemals die hohen, anfangs investierten Beträge wieder einzufahren. Die Autoren zeigen jedoch einen Ausweg aus dem Problem: So ermöglicht das Internet, verschiedene Versionen eines Produktes herzustellen (Differenzierung) wie auch die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft verschiedener Kundengruppen auszunutzen (Preisdiskriminierung). Auch gehen sie das Problem an, dass Inhalte leicht kopiert und Copyrights schnell verletzt werden können. Wie Unternehmer im Internet von Netzwerkeffekten profitieren, wie sie den Kunden an sich binden können («Lock-in») oder warum in einer Umgebung, in der Standards eine wichtige Rolle spielen, Kooperationen ein wichtiger Erfolgsfaktor sind, sind weitere Fragen, auf die Antworten auf theoretischer und pragmatischer Ebene gegeben werden. Wohltuende Abwechslung in der Online-Flut Dem Buch merkt man an, dass es von Autoren geschrieben worden ist, die sich schon mit der Materie beschäftigt haben, bevor das Internet ein Thema war. Carl Shapiro hat sich als Professor für Business-Strategie an der University of California seit längerem mit der Informationswirtschaft auseinandergesetzt; er war bis 1996 in der Antitrustabteilung des Justizministeriums tätig. Hal R. Varian ist Dekan der School of Information Management and Systems an der University of California; (ehemaligen) Studierenden der Wirtschaftswissenschaften dürfte sein Standardlehrbuch «Grundzüge der Mikroökonomik» ein Begriff sein. Wenn das Buch einen Anlass zu Kritik bietet, dann ist es wegen des Titels: «Online zum Erfolg» suggeriert populärwissenschaftliche Checklisten und einfache Handlungsanweisungen. Doch genau in diese Kategorie fällt das Buch nicht; über Fallstudien, historische Beispiele, fundierte ökonomische Schlüsselkonzepte und deren Implikationen für die unternehmerische Praxis grenzt sich «Online zum Erfolg» wohltuend von anderen «Online-Büchern» ab.

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