"Bist Du, Leser, denn sicher, dass Du meine Sprache verstehst?"
Mit diesen Worten schickt Borges den an dieser Stelle ratlosen Leser seiner wohl bekanntesten 1941 erschienenen Erzählung "Die Bibliothek von Babel" wieder zurück in dessen banale Realität. Doch wer offenen Auges und Geistes durch die Welt geht, der wird immer wieder auf sie treffen, auf die Spiegelungen und Widerspiegelungen der unendlichen Anspielungen, die Borges uns in seinen phantastischen Geschichten hinterlassen hat. Jorge Luis Borges, geboren im Jahre 1899 in Buenos Aires, gilt nicht nur für mich als der ausgesprochene Meister der phantastischen Literatur, der als Autor, Herausgeber, Philosoph und nicht weniger als herausragender und schließlich "blinder" Bibliothekar in die (Literatur)Geschichte eingegangen ist, der neben vielem anderen auch Oscar Wilde, Virginia Woolf oder Franz Kafka ins Spanische übersetzte.
Nur ein Prozent aller Schriften der Griechen, Römer und Ägypter soll die Zeiten überdauert haben. Bis heute suchen Forscher nach den Überresten der Bibliothek von Alexandria - und in Papyrusfragmenten nach Gedanken aus einer vergangenen Welt.
Es ist das Selbstverständlichste: Papier. 23,2 Millionen Tonnen werden allein in Deutschland jedes Jahr hergestellt. Es ist zugleich das Kostbarste: Denn es trägt das Gedächtnis der Welt. Und es überdauert die Jahrhunderte. Einen Teil davon versuchen sie nun, im versunkenen Kölner Stadtarchiv zu retten. Eine Sisyphusarbeit.