Aufgeblättert Lichtjahre trennen Israel Armstrongs Leben im Dörfchen Tumdrum in Antrim von dem, das er in London geführt hat. Trotzdem ist der etwas eigenbrötlerische und weltfremde Bibliothekar mit seiner Situation im nördlichsten Nordirland zufrieden. Der Büchereibus, den er fährt, ist zwar eine Rostlaube und der Literaturgeschmack seiner Kunden zutiefst erschütternd, aber dafür umgibt ihn eine Postkartenidylle.
Ein Skandalroman, wie er im Buche steht, ist Salwa Al Neimis Debüt "Honigkuss". Ein bisschen die arabische Version von Charlotte Roches "Feuchtgebiete". Beide Bücher verbindet nicht nur der pinkfarbene Umschlag, sondern vor allem das Thema: die weibliche Sexualität. Für noch mehr Aufregung sorgt jedoch, dass die Honigkuss-Hauptfigur, die zwischen blumigen Zitaten aus den arabischen Erotikklassikern ziemlich unverblümt ein Loblied auf die (eigene) Lust singt, eine Muslima ist. Eine verheiratete dazu. Was die Heldin nicht davon abhält, ihre amourösen Abenteuer mit wechselnden Liebhabern auszuleben. Als "sexuelle Intifada" bezeichneten einige arabische Literaturkritiker das Werk prompt.