Es ist abgegriffen, der Einband franst aus, die Seiten sind mit der Zeit gelblich geworden. Einst stand das Buch "Analytische Psychologie und Erziehung" im Regal der Jüdin Marie May Reiss - bis ihr Besitz in die Hände der Nazis fiel und das Werk in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek landete. Millionen Bücher gelangten in der NS-Zeit unrechtmäßig an Bibliotheken. Auch die "Stabi" profitierte von den Beutezügen. Nun ist dort die Ausstellung "Geraubte Bücher" zu sehen.
LEIPZIG (BLK) – Tausende Bücher, die im vergangenen Jahrhundert in Deutschland von den Nazis und den Sowjets erbeutet worden, lagern noch in öffentlichen Bibliotheken. Einst standen sie in den Bücherregalen von Schlossherren, Großgrundbesitzern oder jüdischen Familien. „Im 20. Jahrhundert kam es erstmals in der Geschichte vor, dass Bibliotheken sich aus Quellen bedienten, die nicht legal waren“, sagt Ulrich Johannes Schneider, Direktor der Leipziger Universitätsbibliothek Albertina. „Das ist keine ruhmreiche Geschichte.“