Die Tagebücher von Samuel Pepys aus dem London des 17. Jahrhundert und George Orwells Tagebücher aus den Jahren 1938 bis 1942, Tagebücher von Bernhard Zimmer
"Es ist alles eitel", so lautet der Titel eines berühmten Gedichts von Andreas Gryphius, der damit die Weltfluchtstimmung des Barocks verbunden mit der Sinnlosigkeit allen irdischen Strebens auf heute immer noch beeindruckende Weise zu beschreiben verstand. Eitel, so mutet einem auch das beständige Hinterherhecheln des Herzogs von Croÿ nach Titeln und Ehren an, das er über weite Strecken seines "geheimen" Tagebuchs hinweg immer wieder und wieder beschreibt. Doch befinden wir uns bereits im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, und Emanuel Herzog von Croÿs Streben beschränkt sich zum großen Glück des Lesers nicht nur auf das Dasein eines Hofschranzens, sondern er ist interessiert und fasziniert zugleich von allen intellektuellen, wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen, die seine Zeit hervorgebracht hat.
Wer meint, Tagebuchschreiben sei Privatsache, ist nicht auf der Höhe der Zeit. Weblogs machen die Texte nicht nur öffentlich zugänglich, sondern erlauben auch den Aufbau inhaltlicher Netze.
Weblogs wurden ursprünglich als Online-Tagebücher von Privatpersonen bekannt, die darin Berichte von selbst Erlebtem, verschiedene News sowie Listen von kommentierten Links zu anderen Websites veröffentlicht haben. Ein Streifzug durch die seit Anfang 1999 von 23 bekannten Blogs in die Breite gewachsene Community - allein der Urvater hatte im Sommer 2002 deutlich über 500 000 registrierte Nutzer - fördert neben Unmengen an Alltagserlebnissen der Online-Schreiber zuweilen erstaunliche Dinge zu Tage.
Das Frankfurter Museum für Kommunikation bereitet aktuell in Zusammenarbeit mit dem Gießener Sonderforschungsbereich „Erinnerungskulturen“ eine Ausstellung mit dem Arbeitstitel „Absolut privat!? - Vom Tagebuch zum Weblog“ vo