19. Oktober 2008 Alois Springer sitzt im Untergeschoss der Stadtbücherei – vor einem Klavier. Gestöpselt in das Gehäuse ist ein Kopfhörer. Springer zieht ihn über den kurzen grauen Haarkranz und stülpt sich die handtellergroßen Polster über die Ohren. Dann schlägt er ein Notenheft auf: Frédéric Chopins „Walzer“. Es sind seine eigenen Noten. Die randlose Brille, die an einem Band hängt, baumelt vor dem schwarzen Rollkragenpullover, als der 72 Jahre alte Dirigent die Tasten drückt. Kein Ton. Das „Silent Piano“ von Yamaha bleibt stumm. Nur Springer hört, was er spielt. Seine Anschläge klingen wie das stumpfe Tippeln der Fingerkuppen auf einem Tisch. Beinahe laut dagegen klackern die Tastaturen der Computer, die an den Wänden der Bücherei stehen.