Zum Abschluss der zweitägigen Anhörung im EU-Parlament zum Richtlinienentwurf der EU-Kommission zur besseren Bekämpfung der Kinderpornographie prallten am heutigen Mittwoch Verfechter und Widersacher von Websperren aufeinander. Bei der Verbreitung von Abbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs handle es sich um eine "massive Verletzung der Privatsphäre der Betroffenen", erklärte John Carr von der European NGO Alliance for Child Safety Online (ENACSO) in Brüssel. Daher sollte "jede Maßnahme" zur Zugangserschwerung einschließlich der Blockade kinderpornographischer Webseiten "mit beiden Händen ergriffen werden". Christian Bahls vom Verein Missbrauchsopfer gegen Internetsperren (MOGiS) hielt dagegen, dass Sperren "keine Lösung" und vom Großteil der direkt Betroffenen nicht gewünscht würden.
Die Verhandlungsparteien des umstrittenen Anti-Produktpiraterie-Abkommens ACTA haben nach rund drei Jahren einen konsolidierten Text veröffentlicht, der den Stand der Verhandlungen nach der elften Runde der Gespräche in Tokio wiedergibt. Damit steht der Öffentlichkeit erstmals seit April 2010 eine belastbare Diskussionsgrundlage zur Verfügung.
Der Europarat will eine Strategie zum Umgang seiner Mitgliedsstaaten mit dem Internet formulieren. In diesem Zusammenhang lud die Organisation nach Wien ein, wo schon bei der hochkarätig besetzten Eröffnungsdiskussion am Donnerstag deutlich wurde, dass Regierungen, Medienindustrie und Zivilgesellschaft unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit im Netz haben.