Beschreibung

Gilles Bastin entwickelt eine Kritik des Konzeptes vom »journalistischen Feld« (»champ journalistique«) in der Soziologie Pierre Bourdieus. Vorgestellt wird zunächst die Genese des Untersuchungsgegenstandes »Journalismus« innerhalb der Soziologie Bourdieus. Dabei wird die Kontinuität deutlich, mit der Bourdieu seit den 60-er Jahren die Journalisten als immer mächtiger werdende Agenten (»opérateurs«) der »sozialen Magie« (»magie sociale«) und der Abläufe zunächst innerhalb des Feldes der Intellektuellen begreift. Bastin analysiert sodann die diversen Vorschläge unterschiedlicher Autoren zu einer Beschreibung des »journalistischen Feldes« sowie die Varianz dieser Begriffsverwendung, die die Feldkonzeption insgesamt sehr heterogen werden lässt. Er schlägt im Lichte anderer berufssoziologischer Konzeptionen (so von Everett C. Hughes) drei Perspektiven der Kritik vor: Erstens lasse das Feldkonzept Bourdieus die Arbeit »verschwinden«, es vernachlässige die Arbeitsbedingungen und die inhaltliche Tätigkeit der Journalisten; zweitens führe es zu einem disparaten Blick auf dasselbe Forschungsproblem »journalistisches Handeln«; und drittens individualisiere es nachdrücklich journalistische Praktiken. PRIVATE Zusammenfassung: Bourdieus Konzept des journalistischen Feldes ist Gilles Bastin zufolge keine Ausweitung seiner Feldtheorie, vielmehr steht der Journalismus „außerhalb des Feldes“. Bourdieus Denkgebäude sei deshalb nicht auf den Gegenstand ´Journalismus´ anwendbar, „da es entworfen wurde, um soziale Welten zu verstehen, die eine gewisse Autonomie ihrer Funktionsmechanismen von ökonomischen und politischen Zwängen schon erreicht haben“ (BASTIN 2003, S. 259). Eine derartige Autonomisierung von gesellschaftlichen Kräften habe jedoch bei Journalisten nicht stattgefunden. Die „technischen und kollektiven Zwänge“ journalistischer Arbeit seien offensichtlich (Vgl. BASTIN 2003, S. 260). „Im Übrigen besteht wohl kein Zweifel daran, dass die Entwicklung weitläufiger Produktionseinheiten von Funk, Fernsehen, Presse und Film, wie in dem wissenschaftlicher Forschung und der damit gekoppelte Niedergang des intellektuellen Handwerks zugunsten der intellektuellen Lohnarbeit, eine Veränderung sowohl des Verhältnisses des Produzenten zu seiner Arbeit als auch von dessen Vorstellungen über die eigene Stellung und Funktion innerhalb der gesellschaftlichen Struktur und damit auch der von ihm propagierten ästhetischen und politischen Ideologien nach sich zieht. Intellektuelle Arbeit, die sich kollektiv vollzieht, im Rahmen differenzierter und zudem häufig noch sozial wie technisch hierarchisierter Produktionseinheiten, und die zu einem wichtigen Teil auch von vorausgegangener kollektiver Arbeit in Gegenwart oder Vergangenheit samt kostspieliger Produktionsinstrumenten abhängt, lässt sich nicht mehr mit der charismatischen Aura der traditionellen Schriftsteller und Künstler umgeben, jenen unabhängigen Kleinproduzenten, Meistern ihres Fachs und Herren über ihre Produktionsmittel, die bloß ihr kulturelles Kapital, scheinbar Geschenk der Gnade, zum Einsatz bringen. Die mit der Veränderung der gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einhergehende subjektive wie objektive Entmystifizierung trifft in ganz besonderem Maße die in derartigen Großkomplexen tätigen Intellektuellen und Künstler“ (BOURDIEU 1981, S. 51f), so Bordieu. Bastins Auffassung zufolge war der Journalismus in Bourdieus ersten Arbeiten „nicht mehr als ein Hilfsmittel des intellektuellen Feldes“ (BASTIN 2003, S. 262) - also ein bloßer Vermittler im Dienste der Intellektuellen (Vgl. BASTIN 2003, S. 265).

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