Rezension zu Jonas Jonassohns Bestseller 'Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" und ein VErsuch der Erklärung seines enormen Erfolges.
Es gibt Geschichten, die kennt eigentlich jeder. Selbst wenn man nie einen Blick in das Werk Charles Dickens geworfen hat, hat man sicher schon von Oliver Twist gehört. Die Geschichte um den armen Waisenjungen ist dank Hollywood und Co. (die IMDB zählt mehr als 20 Verfilmungen des stoffes) schon zu einem modernen Mythos herangewachsen oder aber vielmehr zu einem Klischee geraten. Insbesondere um die Weihnachtszeit ist es neben Dicken's Weihnachtsgeschichte der wohl beliebteste Stoff, der dann über die Kanäle flimmert. Aber jetzt einmal Hand aufs Herz, wer von Euch hat das Buch denn tatsächlich gelesen?
Ich hatte ja schon im vergangenen Jahr von Leo Perutz geschwärmt, als ich dessen endlos ineinander verwobene Prager Geschichtensammlung 'Nachts unter der steinernen Brücke' rezensierte. Eine Nachbarin, die ich mit meiner Begeisterung angesteckt hatte, hat sich mittlerweile sein gesamtes Werk beschafft und sogar in Gänze durchgelesen. Daher war ich sehr dankbar, dass ich auf ihr Vorwissen zurückgreifen konnte, bei der Auswahl, welches seiner Bücher wohl das nächste werden sollte, dass ich lesen und hier im Biblionomicon besprechen würde. Am Ende kam mir noch der Zufall zu Hilfe, der mir den 'schwedischen Reiter' in einer schönen DBG-Ausgabe (Deutsche Buch Gemeinschaft) aus den 1950er Jahren in die Hände spielte und das ist dabei herausgekommen...
Was für ein bescheuerter Titel für einen Roman. Aber wie heißt es doch: 'Don't judge a book by the cover' und daher also auch nicht notwendigerweise nach dessen Titel. Natürlich hat das Buch etwas mit Albert Einstein zu tun. Zudem spielt es laut Klappentext auch in meiner Nachbarschaft, eine Kombination von der ich mir einiges versprach. Aber wir werden sehen....
Wir können es uns heute gar nicht mehr vorstellen, aber es gab tatsächlich einmal eine Zeit - und eigentlich ist das noch gar nicht so lange her -, in der einem die Bilder eines Unglücks oder eines Verbrechens nicht unmittelbar nach dem Ereignis aus dem Fernsehen oder dem Internet entgegenflimmerten.
...zumindest laut Goethe. Inspiriert durch die beiden Damen von leselink.de habe ich mich eines jetzt wirklich schon sehr alten Blogbeitrags im Biblionomicon aus dem Jahr 2007 erinnert, in dem ich mich -- damals angeregt durch ein Literatur-Quiz in der ZEIT -- mit den berühmten "ersten Sätzen" literarischer Werke auseinandergesetzt und deren Bedeutung diskutiert habe
Es gibt Bücher, die man auf keinen Fall lesen möchte. Das hat nicht immer einen bestimmten Grund. [read more]
Rezension zu Rachel Joyce 'Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry' im BIBLIONOMICON
Rezension zu einem heute zu unrecht vergessenen Werk: Hermann Kasacks 'Die Stadt hinter dem Strom'. Phantastischer Roman einer Jenseitsreise, entstanden unter dem Eindruck des zweiten Weltkriegs und sehr populär zum Zeitpunkt seines Erscheinens, zur "Stunde Null" im Nachkriegsdeutschland.
"Es ist alles eitel", so lautet der Titel eines berühmten Gedichts von Andreas Gryphius, der damit die Weltfluchtstimmung des Barocks verbunden mit der Sinnlosigkeit allen irdischen Strebens auf heute immer noch beeindruckende Weise zu beschreiben verstand. Eitel, so mutet einem auch das beständige Hinterherhecheln des Herzogs von Croÿ nach Titeln und Ehren an, das er über weite Strecken seines "geheimen" Tagebuchs hinweg immer wieder und wieder beschreibt. Doch befinden wir uns bereits im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, und Emanuel Herzog von Croÿs Streben beschränkt sich zum großen Glück des Lesers nicht nur auf das Dasein eines Hofschranzens, sondern er ist interessiert und fasziniert zugleich von allen intellektuellen, wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen, die seine Zeit hervorgebracht hat.
Ja, wer hätte das gedacht... Dieser Gedanke wird wohl früher oder später jedem durch den Kopf gehen, der einen Blick in diese prallgefüllte Wunderkammer werfen durfte, die Bill Brysons 'kurze Geschichte der alltäglichen Dinge' in sich birgt.
...oder Von der bedingungslosen Hingabe an seltsame Passionen. So ist der Roman übertitelt, um den es heute gehen soll, und er erzählt von einem - nein eigentlich sogar von zwei Sonderlingen und vom Glück, sich ganz und gar in einer Sache verlieren zu können. Es kann -- und sollte -- ja nicht jeder nur im Durchschnitt bzw. (neudeutsch) "Mainstream" verweilen und so profanen Dingen nachgehen wie Fußball spielen, Briefmarken sammeln oder Kriminalromane lesen. Mainstream kann jeder. Die Nische oder vielmehr der "Longtail" wie es der Web2.0-affine heute bezeichnet, birgt ungeahnte Möglichkeiten. Also nur Mut...
Zeitreisen haben schon immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt, auch schon als Kind. Immerhin haben meine Eltern noch lange bis in mein Erwachsenenalter hinein wiederholt die peinliche Geschichte erzählen müssen...
"Bist Du, Leser, denn sicher, dass Du meine Sprache verstehst?"
Mit diesen Worten schickt Borges den an dieser Stelle ratlosen Leser seiner wohl bekanntesten 1941 erschienenen Erzählung "Die Bibliothek von Babel" wieder zurück in dessen banale Realität. Doch wer offenen Auges und Geistes durch die Welt geht, der wird immer wieder auf sie treffen, auf die Spiegelungen und Widerspiegelungen der unendlichen Anspielungen, die Borges uns in seinen phantastischen Geschichten hinterlassen hat. Jorge Luis Borges, geboren im Jahre 1899 in Buenos Aires, gilt nicht nur für mich als der ausgesprochene Meister der phantastischen Literatur, der als Autor, Herausgeber, Philosoph und nicht weniger als herausragender und schließlich "blinder" Bibliothekar in die (Literatur)Geschichte eingegangen ist, der neben vielem anderen auch Oscar Wilde, Virginia Woolf oder Franz Kafka ins Spanische übersetzte.
Nach der Übernahme von Gutenbergs Mainzer Druckereiwerkstatt durch seinen Geschäftspartner Johannes Fust und dessen Gehilfen Peter Schöffer entwickelte sich auch die Druck- und Verfahrenstechnik weiter. Insbesondere Peter Schöffer, der nach der Heirat mit Fusts Tochter Christine zu dessen Schwiegersohn und Partner wurde und die Mainzer Druckwerkstatt nach Fusts Tod 1466 übernahm, zeichnete sich durch die Verfeinerung der typografischen Zierelemente, die Kunstfertigkeit des Metallschnitts und einen verbesserten Rotdruck aus, mit der sich Schöffer von den Arbeiten der Rubrikatoren und Illuminatoren völlig lösen konnte.
Rezension zu Liv Winterbergs Roman über das Leben der Jeanne Baré, die als Mann verkleidet an Entdeckungsfahrten in die Südsee teilnahm und als Wissenschaftlerin wertvolle Beiträge zur Botanik leistete....via Biblionomicon