19. März 2009 Wir sind Zeugen einer großen Abwehrschlacht. Aber was heißt schon Schlacht? Eher wirkt das Tableau wie ein Rückzugsgefecht; versprengte Truppen stemmen sich gegen die Übermacht aus Kalifornien. Ihr Name: Google. Google regiert wie kein zweites Unternehmen über die normative Kraft des Faktischen. Unbeirrt schreitet die Firma voran auf ihrem Weg, das Weltwissen verfügbar zu machen. Dabei geht es nicht nur ums große Geld, sondern auch selten mit ganz legalen Mitteln zu - wie bei großen Eroberungszügen nicht anders zu erwarten.
Sex mit Büchern 2009 am Tegernsee, 4 Uhr morgens: Sie liegt ermattet auf dem Bett, er ist ihr nahe, aber nicht, noch nicht zu nahe, ein paar Kerzen brennen, und sie sagt: Liest Du mir was vor? Er geht zum Bücherschrank, entnimmt einen Band in rotem Halbleder und Büttenpapier, und hebt an: "Ich habe das Unglück, an Gefühle und schöne Leidenschaften nicht zu glauben." Er liest es in diesem Tonfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass er es ernst, sehr ernst meint, aber wenige Seiten später treibt der Vicomte de Nantel schon dreiste Dinge mit einer 11-Jährigen - 18. Jahrhundert halt - und seine Hand vollführt an ihrem Gesicht jede Bewegung, die das Buch
Die Göttinger Universitätsbibliothek besitzt viele alte Bücher. Einigen davon sind die Spuren der Zeit deutlich anzusehen. Um sie weiterhin lesen zu können, ist eine Restaurierung dringend notwendig. Doch fehlt dafür Geld. Eine Patenaktion soll die Schätze retten. Einige der beschädigten Exemplare und wie sie wieder hergerichtet werden sollen, stellt das Tageblatt in der Serie „Bedrohte Bücher-Schätze“ vor:
Im Rahmen der Europäischen Digitalen Bibliothek www.europeana.de unterstützen die Ministerpräsidenten die Einrichtung einer Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB). Ziel ist es, allen Bürgern einen freien und wissenschaftlich verlässlichen Online-Zugang zu Kunst, Kultur und wissenschaftlicher Information zu bieten. Für die Einbringung des eigenen kulturellen und wissenschaftlichen Bestandes in die Europäische Digitale Bibliothek (EDB) ist jeder Mitgliedstaat der EU selbst verantwortlich.
Der Kampf ums Urheberrecht ist nun auch in Deutschland voll entbrannt. Und das ist gut so. Denn seit GoogleBooks vor fünf Jahren damit begann, die Bestände US-amerikanischer Bibliotheken zu digitalisieren, herrscht große Verunsicherung, insbesondere unter Autoren und Verlegern. Die große Streitfrage ist: Garantieren Unternehmen wie GoogleBooks künftig über das Internet den freien Zugang zum Weltwissen oder enteignen Monopolkonzerne derzeit vor allem dreist die geistigen Urheber und Produzenten?
Mehrere Verleger und Autoren haben sich jetzt in einem öffentlichen Appell gegen die Digitalisierungspraxis von Google gewandt. Die Unterzeichner appellieren an "die Bundesregierung und die Regierungen der Länder, das bestehende Urheberrecht, die Publikationsfreiheit und die Freiheit von Forschung und Lehre entschlossen und mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen".
Wenn E-Reader und E-Books massentauglich werden, was passiert dann mit den Bibliotheken? Ein paar Gedanken zur Digitalisierung der Bibliotheksidee und den Implikationen für die Verlagsbranche.
Google digitalisiert das Wissen der Welt. Wer dagegen protestiert, gilt als Spielverderber. Autoren und Verleger in Deutschland und den USA bekommen das zu spüren.
Paris (AFP) — Die UN-Bildungsorganisation UNESCO startet am 21. April eine weltweit zugängliche digitale Bibliothek: Auf einer Website werde dann kostenlos eine Auswahl an Büchern, Manuskripten und Audio-Dokumenenten aus Bibliotheken und Archiven weltweit zur Verfügung gestellt, teilte die Organisation in Paris mit.
Am 21. April fällt der Startschuss für die World Digital Library (WDL). Die WDL will kostenlos kulturell herausragende Dokumente online für jedermann zur Verfügung stellen, darunter Manuskripte, Karten, seltene Bücher, Musik, Tonaufnahmen, Filme, Fotos und Architekturpläne. Die WDL hat sich zum Ziel gesetzt, mit diesen Materialien nicht nur das kollektive Gedächtnis der Menschheit zu bewahren, sondern auch das interkulturelle Verständnis zu fördern, ausdrücklich auch für Nationen, die nicht zur westlichen und englischsprechenden Hemisphäre zählen.
Die Idee einer Weltbibliothek, die über das Internet von Berlin bis nach Schanghai jedermann kostenlos zugänglich ist, geht auf James H. Billington zurück. Der US-Leiter der Library of Congress in Washington stellte es sich als großartigen Beitrag zur Völkerverständigung vor, wenn alle Nationalbibliotheken weltweit ihre Inhalte digitalisieren und öffentlich teilen würden. Am Dienstag nimmt die UN-Bildungsorganisation UNESCO nun die von ihm angeregte Digitale Weltbibliothek in Betrieb. Sie soll wesentlich selektiver sein als andere große digitale Bibliotheken
Am Dienstag geht die «World Digital Library» online. Blättern in alten Büchern, Bestände von historischen Urkunden und Dokumenten durchforsten oder alte Fotos betrachten: Der angebotene Fundus ist riesig. Weltweit beteiligen sich viele angesehene Institutionen. Der Nahe Osten ist dabei besonders gut vertreten.
Zeichnungen von Lucas Cranach, die Antarktiskarte des Polarforschers Shackleton oder frühe Filme der Brüder Lumière - solch kulturelle Schätze sind von nun an in jedem Internetcafé der Welt abrufbar.
27. April 2009 Mit Büchern reich werden - ich persönlich hätte nichts dagegen. Reichtum, Weltherrschaft, Internet abschalten: Das wäre der Plan. Nur ganz kurz mal. Zum Innehalten. Und zum Gedenken an die Ereignisse dieser Woche. Später, wenn die Militärhistoriker uns fragen, werden wir sagen können, wir seien dabei gewesen - und hätten es trotzdem nicht ganz verstanden.
Am 13. Mai wird das Landgericht Frankfurt entscheiden, unter welchen Bedingungen Unibibliotheken E-Books zur Verfügung stellen dürfen. Der Rechtsstreit hat sich an hundert digitalen Buchkopien entzündet, die die Bibliothek der TU Darmstadt in ihrem Lesesaal anbot: gegen den Willen des Verlages. Der Rechtstreit könnte zum Musterprozess für die Verwendung von E-Books an Universitäten werden.
Die Herzog August Bibliothek unterstützt die Allianz Schriftliches Kulturgut erhalten, die am 28. April 2009 Bundespräsident Horst Köhler die Denkschrift ZUKUNFT BEWAHREN übergab. Das Papier formuliert eine nationale Strategie sowie pragmatische Handlungsempfehlungen für die Sicherung der historischen Bestände in Archiven und Bibliotheken. Bereits im Dezember 2007 forderte die Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" eine nationale Konzeption für die Erhaltung von gefährdetem Kulturgut.
Sicher kann restauriert, manches ersetzt werden, aber immer bleibt Einmaliges unwiederbringlich verloren. Deshalb haben nun elf deutsche Bibliotheken und Archive eine „Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“ gegründet.